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weitere Beispiele für Fehlschlüsse

IGNORANTIAM

Angenommen, jemand sagte zu Ihnen: „Es ist möglich, dass Sie zur selben Zeit irrational und korrupt sind, und deshalb sind Sie ein Nichtsnutz. Beweisen Sie, dass es nicht so ist. Wenn Sie es nicht beweisen können, dann ist es möglich, dass Sie irrational sind und ein Nichtsnutz..

Das ist IGNORANTIAM.

Dieser Fehlschluss muß korrigiert werden durch das Prinzip, „ein Mensch ist unschuldig, bis der Beweis für seine Schuld erbracht wird.“

Viele Menschen haben Selbstzweifel, nicht etwa wegen irgendwelcher konkreter Fehler, sondern einfach deshalb, weil sie nicht beweisen können, dass sie keine Nichtsnutze sind.

Aber angenommen, Sie versagten im Geschäft oder verloren alle Sportwettbewerbe, wäre das nicht ein Grund für Selbstzweifel?

Es gibt nichts, das Ihr Urteil, dass Sie ein Nichtsnutz sind, rechtfertigt, wenn Sie wenigstens versucht hatten, erfolgreich zu sein.

Möglicherweise waren Sie nicht erfolgreich, weil Sie sich unerreichbare Ziele gesetzt hatten. Zum Beispiel hatten Sie vielleicht gesagt, „ich muß ein besseres Haus haben, als mein Nachbar. Ich muss besser kochen als Bocuse. Ich muss lernen, genauso gut Englisch zu sprechen wie Queen Elizabeth II. Ich muss meinen Mann davon abhalten, zu rauchen. Ich muss genauso dünn sein wie Twiggy.“ Wenn Sie Ihre Ziele nicht erreichen, und sie haben versucht erfolgreich zu sein, dann heißt das, dass die Ziele unrealistisch gewesen sind; und dies rechtfertigt nicht, zu glauben, dass Sie ein Nichtsnutz seien.

 

PETITIO PRINCIPI

  • „Männer mit Bärten sind glücklicher als Männer ohne Bärte, so sagen die Philosophen. Wer sind die Philosophen? Männer mit Bärten sind Philosophen.“

Hier wird der Begriff „Philosoph“ neu definiert, als einen Menschen, der einen Bart trägt. Bei dem Versuch, die Autorität der Philosophen zu etablieren, wurde der Fehlschluss PETITIO begangen.

  • „Alle Menschen brauchen Glück, denn das Bedürfnis nach Glück ist universal.“

Das ist der Fehlschluss PETITIO. Dass das Bedürfnis nach Glück universal ist, wird als Beweis angesehen dafür, dass alle Menschen Glück brauchen. Aber ein universales Bedürfnis heißt ja, dass alle Menschen es brauchen. Der scheinbare Beweis ist also nur eine erneute Nennung dessen, was bewiesen werden soll und somit kein Beweis.

  • „Hast du die Bibel gelesen? Ich bin ganz offen. Nun, dann erzähle mir deine dummen Kommentare zur Bibel, und ich werde dir sagen, ob sie zutreffen oder nicht.“

PETITIO. Ein Kommentar kann nicht dumm genannt werden, bevor er überhaupt gehört wurde, und bevor man weiß, ob er zutrifft oder nicht.

 

VERECUNDIAM

  • „Es gibt keine objektive Wahrheit, weil alle Gesellschaften uneins sind mit einander.“

Das ist VERECUNDIAM. Denn indirekt wird vorausgesetzt, dass man nur die Wahrheit wissen kann, wenn vorher die Gesellschaft befragt wird; und da die Gesellschaft uns nicht die richtige Antwort gibt, können wir nichts wissen.

Zu sagen, dass man die Wahrheit nur durch die Gesellschaft erkennen kann, ist der Fehlschluss der Autoritätsgläubigkeit, deshalb ist dieser Fehlschluss ein VERECUNDIAM.

 

  • Mill sagt: „Der einzige Beweis, dass etwas hörbar ist, ist, dass die Menschen es gerade hören. Der einzige Beweis, dass etwas sichtbar ist, ist, dass die Menschen es gerade sehen. Deshalb ist der einzige Beweis, dass etwas wünschenswert ist, ist, dass die Menschen es gerade wünschen. Menschen wünschen Vergnügen. Deshalb ist Vergnügen wünschenswert.“

Was ist der Fehlschluss? „Hörbar“ bedeutet „fähig, gehört zu werden“. „Sichtbar“ bedeutet, „fähig, gesehen zu werden“. Wir können diese Tatsache begründen dadurch, dass wir physikalisch festlegen, wann jemand etwas sieht oder hört. Aber „wünschenswert“ heißt nicht „fähig, gewünscht zu werden“, sondern eher „es soll gewünscht werden, es ist richtig, es zu wünschen, es sollte gewünscht werden.“

  1. Mill beging den Fehlschluss VERECUNDIAM. Um zu begründen, was wünschenswert ist, fragte er danach, was die Menschen gerade wünschten. Ein willkürlicher Wunsch muß aber nicht zwangsläufig einen allgemeinen Wert darstellen.

 

AD HOMINEM

  • „Sie kommen aus einem demokratischen ökonomischen System. Daher sind Ihre Argumente falsch.“

Das ist AD HOMINEM, es greift die Person an, anstatt den Fehler im Argument zu suchen.

  • „Sie sagen, dass Erleuchtung für jeden möglich ist. Sie sind aber zu jung, um das zu wissen. Deshalb haben sie nicht recht.“

AD HOMINEM. Es ist unwichtig, wie alt Sie sind, wenn jemand Ihr Argument beurteilen will. Man muss das Argument selbst beurteilen.

  • „Aristoteles’ Logik ist falsch, denn die Zeiten haben sich geändert.“

AD HOMINEM. Die geänderten Zeiten stellen keinen Beweis dafür dar, dass Aristoteles unrecht hat.

 

GLAUBE AN DIE VORRANGIGKEIT DER EMOTIONEN

  • „Dieses Buch ist wundervoll. Ich liebe es.“

Dass Sie das Buch lieben ist kein Beweis dafür, dass es wundervoll ist.

 

AD BACULUM

  • „Du mußt zuerst um Erlaubnis fragen, bevor du etwas tust. Warum? Weil ich nichts mehr mit dir reden werde, wenn du es nicht tust.“

BACULUM. Dies ist kein Beweis, sondern eine Drohung.


 

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Wenn wir uns auf jemanden verlassen müssen
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Hat der Recht, der die Macht hat?
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Angriff auf die Persönlichkeit
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Eine Wahrheit darf nicht vorausgesetzt werden, bevor sie bewiesen ist
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Unterschied zwischen Paradoxon und Widerspruch
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Fehlschluss Doppeldeutigkeit
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Fehlschluss durch Wortspielerei
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Fehlschlüsse durch Auslassung von Zusammenhängen
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Fehlschlüsse durch falsche Alternative
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Fehlschlüsse durch das gestohlene Konzept
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Fehlschluss durch Klischee-Denken
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Fehlschluss durch den Missbrauch der Mitte
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Fehlschluss, weil Fakten unter den Tisch fallen
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Fehlschluss, weil die Dinge nichts miteinander zu tun haben
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Fehlschluss, weil die Dinge aufs Absurde reduziert werden
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Fehlschlüsse … weitere Beweise zum Nachdenken
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