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Wie nun soll sich der Mensch benehmen und welches ist seine Haupttugend?
Tugend ist die Aktivität, wodurch der Mensch seine Werte erreicht.
Tugend bezeichnet die Tätigkeiten, die nach unserer menschlichen Natur und nach der Realität notwendig sind, um die richtigen Werte zu erhalten.
Der Grundwert ist das menschliche Leben.
Die Grundtugend ist der ständige Gebrauch der konzeptemachenden Fakultät.
Das grundsätzliche Überlebensverhalten ist der ständige Gebrauch der Vernunft. Das heißt Rationalität.
Die Grundtugend ist also Rationalität.
Ein Tier begreift die Realität innerhalb seiner Grenzen automatisch. Der Mensch tut das nicht automatisch. Deshalb brauchen wir Tugenden, damit wir das Leben in seinem konzeptuellen Sinn begreifen. Wenn der Mensch nicht nach Tugenden, sondern unbewusst lebt, dann ist die „Strafe“ der Tod. Der Tod muss nicht körperlich sein. Es gibt auch den epistemologischen Tod (das Versinken in Unbewusstheit).
Tugend besteht aus Handlungen, bei denen wir eine Wahl haben. Dabei gibt es nur eine Grundwahl: Die Vernunft benutzen oder nicht. Deshalb ist Rationalität die Grundtugend.
Tugend besteht aus Tätigkeiten, die auf Freiem Willen beruhen. Es ist keine Tugend, wenn man gezwungen ist, so zu handeln.
Deshalb ist die Wahl die Voraussetzung für das Konzept „Tugend“.
Die Grundwahl ist, zu denken oder nicht. Also ist die Grundtugend die Rationalität. Das Grundlaster ist Irrationalität, also nicht rational zu denken.
Alte Menschen sind oft Misanthropen. Sie haben die Realität falsch beurteilt und Schiffbruch erlitten. Nun sind sie enttäuscht von der ganzen Welt und halten die Menschen für böse.
Rationalität muss ständig trainiert werden. Bei Tieren gibt es nur einen körperlichen Tod. Beim Menschen gibt es außerdem auch einen epistemologischen Tod (nicht denken) und einen spirituellen Tod (nicht meditieren/beten).
Wir müssen uns der Bedeutung des Denkens klar sein und das Denken immer einschalten. Und das in einer Umgebung, die ständig dazu verführt, nicht zu denken und sich dem Zeitgeist anzupassen. Man lehnt die Anwendung der Vernunft ab, weil es eine anstrengende Tätigkeit ist und weil man sich im Unbewussten scheinbar bequem eingerichtet hat.
Die Vernunft selbst ist ein Wert, weil Vernunft das Erkenntniswerkzeug ist und unsere einzige Quelle des Wissens. Sie ist das fundamentale Werkzeug des Überlebens. Wenn wir überleben wollen, müssen wir unsere Vernunft als einen der höchsten Werte betrachten.
Wir folgen der Vernunft nicht aus Pflicht, sondern wir kennen ihre wichtige Rolle im Leben und schätzen sie deshalb. Sie ist unser Mittel zum Überleben. Die größte Leistung, die ein Mensch in seinem Leben macht, ist der Sprung zum Begreifen des Konzeptes 2+2=4.
Wir legen großen Wert auf Helden, auf schöpferische Arbeit, auf individuelle Freiheit. Das alles hat seinen Ursprung in dem Wert Vernunft.
Rationalität ist eine Anerkennung dieser Tatsache. Wir benutzen Vernunft ständig. Sie beherrscht unser Leben. Wir benutzen Vernunft bei unseren Zielen, Werten, Ideen, Handlungen, Gottsuche, usw.
Ohne Vernunft können wir nicht zu Gott kommen. Es geht auch nicht, ab und zu oder ausnahmsweise vor der Realität zu fliehen.
Einen Tumor kann man auch nicht ausnahmsweise einmal dulden oder akzeptieren. Wenn man nur einmal kurz der Realität entflieht, breitet sich die Vernachlässigung der Vernunft leicht aus wie ein Krebsgeschwulst. Wir müssen absolut und ohne Ausnahme bei der Vernunft bleiben. Unsere Aktivitäten sollen nicht von spontanen unreflektierten Emotionen oder willkürlichen Wünschen geleitet sein.
Was ist Willkür?
Der Mensch hat einen Wunsch, aber er kennt die Ursache für diesen Wunsch nicht. Er weiß nicht, von welchem Werturteil sein Wunsch kommt. Solche Wünsche sind falsch.
Ein solcher Mensch schaut nicht nach innen und ist sich über seine Werturteile nicht klar. Er weiß nicht, ob sie der Realität entsprechen oder nicht, und er will es auch nicht wissen. (Beispiel: Wir wollen im Stahlwerk unseren Arbeitsplatz behalten. Ob das Stahlwerk rentabel arbeitet und uns deshalb auch bezahlen kannn, ist uns egal. Woher das Geld für die Löhne kommt, interessiert uns nicht …)
Wenn es einen Konflikt gibt zwischen den Ideen und den Emotionen, so ist es ein Zeichen innerer Widersprüche. Man muss die Emotionen untersuchen, den Konflikt identifizieren und den Widerspruch in der Praxis auflösen.
Ein rationaler Mensch ist in Harmonie mit seinen Ideen und seinen Emotionen. Er richtet sich immer nach seinen rational gefundenen Werturteilen, von denen auch seine Emotionen hervorgerufen werden.
Er ist eine Einheit aus Körper, Geist und Seele.
Bei einem Konflikt soll man nicht den Gefühlen folgen, sondern sich mit Vernunft nach seinen Werturteilen ausrichten. Bei einem Konflikt zwischen Kopf und Herz gibt es zwei Möglichkeiten: Die bewussten Werturteile sind richtig und die Gefühle sind falsch oder umgekehrt. Wenn man keine Zeit zum Überlegen hat, dann handelt man immer nach dem Verstand. Später kann man den Grund für den Zwiespalt analysieren und richtigstellen.
Rationalität setzt systematische Arbeit voraus. Es ist ein ständiger aktiver Prozess, in dem sinnliche Wahrnehmungen in einen konzeptuellen Kontext gebracht werden. So erweitern sich unsere Kenntnisse laufend duch ständigen Gebrauch der Vernunft.
Ein gegenteiliges Verhalten, das geistige Anstrengungen vermeidet, richtet sich gegen die menschliche Natur. Man glaubt dann, Wissen und Werte kommen irgendwie, wenn man sie braucht. Das ist Widerstand gegen die Tugend, zu denken, und ein Angriff auf die Natur des Menschen.
Was ist das Ziel von Ethik und Moralität?
Ziel ist, dem eigenen Leben zu dienen, um Glück und Erfüllung zu finden. Das Leben ist der Standard. Es hilft, unsere Wahl der Werte zu bestimmen, die wir zum Überleben brauchen.
Dieses Prinzip bezieht sich auf jeden Menschen auf diesem Planeten. Der rationale Mensch lebt sein eigenes Leben. Jeder muss seine Aktivitäten und Werte nach dem Standard des Lebens selbst suchen. Jeder ist für die Erhaltung seines Lebens und die Erreichung seiner Ziele selbst verantwortlich. Das eigene Glück ist nicht etwas, das man von anderen geschenkt bekommt, sondern man muss es sich selbst verdienen.
Das führt zur nächsten Tugend der menschlichen Natur ….
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