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aus ‚Die Johannes-Herodes-Gespräche
https://pedrodesouza.blog/die-johannes-herodes-gespraeche/

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(Mt 14,6-7) Mk 6,21 Es kam nun ein gelegener Tag für Herodias, um ihre unmoralische, weil lebensfeindliche Tat zu begehen.

Herodes feierte seinen Geburtstag und gab an seinem Geburtstag ein Abendmahl für die Staatsbeamten (griech. megistanes, die Großen) und die Prominenz (griech. protos, Allererster; Erster in Zeit oder Rang) aus Galiläa.

Die Hoffestlichkeit fand auf dem prachtvollen Schloss Machaerus statt, in dessen Kerker Johannes der Täufer gefangen lag. Eine große Auswahl exotischer Speisen und Weine wurde für die singenden, musizierenden und tanzenden Gäste serviert. Der Höhepunkt des Festes war ein Tanz von Salome.

Mk 6,22 Als Salome, die Tochter der Herodias, selbst eintrat und tanzte, hat sie Herodes und seinen Gästen wohl gefallen. Der König (griech. basileus, König) Herodes sprach zu dem Mädchen: „Bitte von mir, was du willst, und ich werde es dir geben.”

Salome: „Was auch immer ich will?”

Mk 6,23 Herodes wiederholte sein unbesonnenes Versprechen mit größerer Bestimmtheit und Feierlichkeit. Er schwor ihr einen Eid: „Was immer du von mir bitten wirst, werde ich dir geben, bis an die Hälfte meines Reiches.”

Salome: „Einen Augenblick, ich frage meine Mutter.“

(Mt 14,8) Mk 6,24-25 Salome ging hinaus und sprach zu ihrer Mutter Herodias: „Der König hat mir versprochen, dass er mir geben wird, worum auch immer ich bitte. Was soll ich erbitten?”

Diese sprach: „Das Haupt Johannes des Täufers. Oder erinnerst du dich etwa nicht daran, wie er dich verschmäht hat, als du dich ihm zur Gefährtin angeboten hast?”

Als Salome eilig zum König hineinging, bat sie und sprach: „Ich will, dass du mir sofort das Haupt (griech. kephale, Kopf) Johannes des Täufers gibst.”

Herodes: „Was? Das ist unmoralisch.“

Salome: „Du hast einen Eid geschworen.“

Herodes hätte antworten sollen, dass sein Schwur nur ethisch korrekte Wünsche betrifft. Dass sein Schwur ihm nicht erlaube, einen Wunsch zu erfüllen, der das Recht auf Leben verletzt.

Doch er wollte sein Gesicht wahren und wusste aufgrund seines niedrigen Bewusstseins nicht, was richtig zu tun war.

Macht ohne Richtigkeit ist Diktatur.

Die Geburtstagsfeier war nicht die Ursache für Herodias’ unmoralische Forderung. Herodias war schon zuvor unmoralisch. Jedoch hatte sie bisher keine Gelegenheit gehabt, ihre Unmoral auszuleben. Die Geburtstagsfeier verschaffte ihr diese Gelegenheit. Eine Gelegenheit verringert die Hemmungen, die man normalerweise hat, unmoralisch zu handeln. Der wahre Grund für ihre Tat ist die Missachtung des Prinzips des Rechts auf Leben. Eine solche Missachtung des Prinzips manifestiert sich in unmoralischen Handlungen, sobald die Hindernisse beseitigt und die Gelegenheit vorhanden ist.

Ein guter Mensch wird durch eine Gelegenheit nicht zur Unmoral verleitet.

Herodes rechtfertigt Mord durch ein Versprechen, das er gegeben hatte.

Man muss sein Wort halten, und ebenso muss man sein Gesicht wahren. Dies sind Werte.

Wenn man Werten folgt, dürfen übergeordnete Werte nicht gefährdet werden!

Das ‚Recht auf Leben’ ist ein höherer Wert in der ethischen Wertehierarchie, als der Wert, ein Versprechen zu halten.

Die Basis der Moralität ist
 (1) das 'Recht auf Leben’ und (2) das 'Recht auf Eigentum’.

Andere Werte sind diesen Rechten untergeordnet und haben nur Gültigkeit, wenn die Basisprinzipien (‚Du sollst nicht morden und ‚Du sollst nicht stehlen’) respektiert werden.

Herodes hätte als Gesetzgeber ein Mann von Charakterstärke sein und sofort mit Entrüstung Salomes Forderung zurückweisen sollen. Die Gäste hätten ihn dabei unterstützt. Wenn nicht, wäre es auch nicht schlimm gewesen.

Er sollte tun, was richtig ist und zu diesen guten Prinzipien stehen.

Herodes repräsentiert jedoch Macht ohne Richtigkeit.

Wenn Macht missbraucht wird, führt das zur Zerstörung der Vernunft, was symbolisch durch den Kopf des Johannes (Vernunft) ausgedrückt wird.

Das Ergebnis von Nicht-Vernunft ist ‚Dunkelheit’, d.h. Armut und Gewalt.

(Mt 14,9-11) Mk 6,26-28 Der König war betrübt. Doch um des Eides willen und der Gäste wollte er sie nicht zurückweisen, indem er das Versprechen, das er ihr gegeben hatte, brach. Und alsbald schickte der König den Henker und hieß ihn, Johannes’ Haupt herzubringen. Der ging hin und enthauptete Johannes im Gefängnis und trug sein Haupt auf einer Schüssel her und gab es dem Mägdlein, und das Mägdlein gab es ihrer Mutter. Und so geschah es, dass Herodias ihr unmoralisches Ziel erreicht hatte und Johannes getötet wurde.

(…)