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Pedro de Souza

DER OZEANFROSCH

 


Kapitel II Der Weg der Bejahung des Lebens

Sonderangebot • Ist das Armut? • Weltliche und geistige Ziele • Falsche und richtige Wünsche • Gottes Liebling?! • Dialog • Ihr spirituelles Haus • Drei Stufen der Religiosität • Wo wollen Sie jetzt hin? • Selbstsabotage • Dialog • Wie die Idee der Verneinung entstanden ist • Dialog • Von hier aus geht es weiter • Kein Wunder… •Dialog •Der Maßstab der Lebensbejahung •Dialog • Die Lösung • Dialog • Keine Angst vor Leidenschaft • Dialog • Sie entscheiden selbst •Meditation •Kontakt zum Superbewusstsein • Die Kraft der Gedanken • Dialog • Höhen und Tiefen • Dialog • Die drei Aspekte der Bejahung: 1. Bewusstheit • Die drei Aspekte der Bejahung: 2. Logik • Die drei Aspekte der Bejahung: 3. Liebe • Dialog • Liebe • Selbstreflexion • Eine Postkarte von Gott


 

 

 Sonderangebot

Ein betrunkener Mann ging durch die Straße und stieß gegen eine Laterne. Er trat einen Schritt zurück, ging wieder vorwärts und stieß wieder gegen die Laterne. Wieder trat er zurück und wollte weitergehen, und wieder passierte dasselbe. »Ach«, sagte er, »ich bin von allen Seiten von Laternen umgeben.«

Der Betrunkene stößt immer gegen die Laterne. Jetzt will er nüchtern werden – aber wie?

Heutzutage gibt es eine allgemeine seelische Krise. Niemand ist zufrieden. Alle suchen etwas. Aber sie wissen nicht genau, was. Wenn man sie fragt, antworten sie: »Ich suche Gott oder Glückseligkeit oder Selbstverwirklichung«. Aber genau können sie es nicht benennen. Sie gehen von Swami zu Swami, von Ashram zu Ashram, von Seminar zu Seminar.

Es gibt viele Wege zur Gottesverwirklichung, so viele Wege, wie es Menschen gibt. Aber alle diese Wege lassen sich zwei Gruppen zuordnen:

Einmal dem Weg der Verneinung des Lebens, zum anderen dem Weg der Bejahung des Lebens. Aber nur der eine führt letztendlich auch zum Ziel: Der Weg der Bejahung des Lebens.

Viele haben einiges zugunsten der Philosophie der Verneinung des Lebens gesagt, denn die Menschen sind voll Leid. Die Aufforderung, sich auf ein ‘Nagelbett’ zu legen, kommt ihnen eher entgegen, als die Aufforderung zu lachen. Es ist wie ein Sonderangebot – billig zu haben, denn: traurig sind Sie ja sowieso schon.

Was ist höheres Bewusstsein?

Wenn wir davon sprechen, dass der Weg der Lebensbejahung zum Ziel führt, müssen wir uns fragen, was das Ziel ist. Sonst sind wir wie …

Alice, die im Wunderland an eine Weggabelung kam. Dort fragte sie die Katze, welchen Weg sie nehmen solle. »Wo möchtest du denn hin?« fragte die Katze. »Das weiß ich nicht«, antwortete Alice. »Dann ist es auch egal, welchen Weg du nimmst«.

Wohin wollen Sie also gehen in Ihrem Leben? Und wohin gehen Sie jetzt gerade? Gehen Sie den Weg der Lebensbejahung oder liegen Sie auf einem ‘Nagelbett’?

 

Ist das Armut?

Es gibt verschiedene Vorstellungen davon, was das Ziel des Lebens, was Glück, was Selbstverwirklichung sei.

William Faulkner, ein Amerikaner, sagte: »Ich brauche so gut wie nichts, nur eine Hose mit zwei großen Taschen. In der einen steckt ein Shakespeare, in der anderen eine Flasche Schnaps. Dann bin ich glücklich.«

Das ist seine Vorstellung von Selbstverwirklichung. Und William Faulkner ist ein wichtiger Mann. Er ist Nobelpreisträger für Literatur. Seine Worte haben Gewicht. Aber ich möchte ihn fragen: Wovon kauft er sich die Flasche Schnaps und seinen Shakespeare? Er hat gut reden! Er ist berühmt. Die Leute verehren ihn und schenken ihm den Schnaps. Er ist davon überzeugt, wenn er sagt: »Ich bin glücklich, wenn ich nichts habe«. Aber wäre er auch noch davon überzeugt, wenn ihn niemand kennen würde und er um seinen Schnaps betteln müßte?

Mahatma Gandhi hatte auch nichts. Er hatte nur seine Brille, ein Paar Pantoffeln, ein Hüfttuch und ein paar Bücher vielleicht. Das war sein ganzer Besitz. Viele Inder haben noch weniger als er. Sind sie deshalb mit Mahatma Gandhi gleichzusetzen? Ganz sicher nicht! Ganz Indien verbeugte sich vor Gandhi. Er war eine Berühmtheit und besaß sehr großen Einfluss! Wozu brauchte er Geld? Er war ein bedeutender und wichtiger Mann. Das schenkte ihm das Gefühl von Glück und Selbstwert.

 

Weltliche und geistige Ziele

 Es gibt in Indien viele Leute, die ein Haus haben. Aber was für ein Haus? Vier Wände mit einem Dach. Manche haben auch mehr Wände und mehr Zimmer. Aber in den alten Häusern gibt es kein Bad, keine Toilette und oft keine Küche. Die Toilette ist im Garten unter einem Baum. Die Küche besteht aus ein paar Steinen vor der Haustür, zwischen denen das Feuer brennt. Auch heute noch gibt es das oft.

Können Sie sich vorstellen, dass Sie Häuser ohne Toilette und Bad bauen würden? Nein? Ich sage Ihnen, Sie machen das! Ich spreche von Ihrem spirituellen Haus. Das bauen Sie ohne Bad und Toilette und deshalb erfüllt sich Ihre innere Sehnsucht nicht. Ich zeige Ihnen, wie das zu verstehen ist.

Um glücklich zu werden, brauchen Sie Ziele. Es gibt keine Unterscheidung nach weltlichen oder göttlichen Zielen. Ziele sind Ziele. Ob sie jedoch mit weltlicher oder mit spiritueller Einstellung verfolgt werden, das entscheiden Sie!

Zwei Menschen können das gleiche Ziel anstreben, der eine macht es weltlich, der andere spirituell. Die weltliche Art besteht darin, seine Ziele auf Kosten anderer zu erreichen, z. B. indem man sie übervorteilt und betrügt.

Das Ziel selbst kann das gleiche sein. Aber Ihre Vorgehensweise, wie Sie das Ziel erreichen, entscheidet darüber, ob es Sie näher zu Gott bringt oder nicht.

Wenn man erfolgreich sein will, egal ob in der materiellen oder in der geistigen Welt, dann gibt es nur eine Richtung. Machen Sie keine Trennung zwischen geistigen und materiellen Wünschen. Es gibt keinen Unterschied zwischen Diesseits und Jenseits. Christus hat deshalb gesagt: »Ich und der Vater sind eins«. Das phänomenale (äußere) und das noumenale (innere) Universum sind untrennbar.

Machen Sie also keinen Unterschied zwischen sogenannten erhabenen Zielen und schlichteren! – Aber achten Sie darauf, mit welchen Mitteln Sie Ihr Ziel verfolgen!

 

Falsche und richtige Wünsche

Wenn Sie Ihr Bewusstsein erhöhen wollen, ist es wichtig, ein Ziel zu haben, egal ob es Ihnen um die diesseitige oder die jenseitige Welt geht, egal ob es darum geht, Geld zu verdienen oder eine Freundschaft zu pflegen. Am liebsten wollen Sie nur Gott verwirklichen und wollen dabei die Arbeit in dieser Welt überspringen. Das geht aber nicht. Sie brauchen ein Ziel in diesem Leben und in dieser Welt. Ohne Ziel gibt es keinen Sinn und ohne Sinn fühlen Sie sich leer. Ihr Ziel bringt Sie näher zu Gott, wenn Sie dieses Ziel auf spirituelle Weise verfolgen und sich anstrengen, um es auch zu erreichen.

Ziele zu setzen ist ein Bestandteil der Philosophie der Bejahung des Lebens. Wenn Sie sagen: »Ich will mir keine Ziele in dieser Welt setzen, ich suche Gott«, dann sind Sie von William Faulkner beeinflusst. Das erinnert an den berühmten Satz von Buddha: »Keine Wünsche haben!«. Aber was hatte Buddha damit tatsächlich gemeint?

Er hatte die falschen Wünsche gemeint. Er sagte es zu seinen Schülern, die mit ihm im Dschungel waren, d.h. sie hatten ihren materiellen Wünschen schon entsagt. Was hat er also gemeint?

Sie heute sind genauso Suchende. Sie haben Wut, Sie haben Angst, Sie sind nachtragend, Sie haben Rach- und Vergeltungssucht, Sie sind oft traurig, Sie sprechen schlecht über andere usw.. Und Sie sind sogar zivilisierte Suchende. Meinen Sie, die Schüler von Buddha wären damals besser gewesen? Sie waren genau wie Sie. Sie haben Machenschaften gegeneinander gehabt. Sie haben sich bespitzelt, ob die anderen auch den rechten Weg einhalten. Es waren tausende Leute da. Was glauben Sie, wieviel Streit es da gab! Wenn Buddha einen Lieblingsschüler hatte, gingen die anderen los auf ihn. Es gab viele Intrigen. Die Schüler hatten schlechte Wünsche. Deswegen hat Buddha gesagt: »Keine Wünsche haben!« Zu diesen Leuten hat er es gesagt! Gemeint hatte er: »Keine falschen Wünsche haben!« Falsche Wünsche sind Wünsche, andere zu verletzen oder auszunutzen oder ihnen zu schaden. Indem Sie solchen Wünschen entsagen, gehen Sie einen Schritt weiter, ein wahrhaft spiritueller Mensch zu werden.

 

Gottes Liebling?!

Es ist also wichtig, Ziele im Leben zu haben! Dadurch können Sie Gott näherkommen und glücklich werden. Jetzt kommen wir zu Ihrem spirituellen Haus ohne Bad und Toilette. Sie wollen Gott erfahren und dafür meditieren Sie jeden Tag stundenlang. Sie hören dann Töne und sehen Lichter – aber das ist auch alles. »Ich will meine Rach- und Vergeltungssucht weiter behalten, ich will weiter nachtragend sein, ich will mein Schuldgefühl erhalten, ich will meine Angst behalten, ich will meinen Hass behalten«, denken Sie dabei.

Natürlich denken Sie dies nicht bewusst. Bewusst denken Sie: »Der Mensch ist nicht gut. Hoffentlich verwandle ich mich in ein überirdisches göttliches Wesen!« Da das aber doch recht unwahrscheinlich ist, ist es Ihr Trick, weiterhin auf Ihrem ‘Nagelbett’ liegenbleiben zu können. Das ist Ihr höchstes Ideal. Das ‘Nagelbett’ ist der Verzicht auf die Freude und Fülle und Liebe, die das Leben schenken kann. Es ist das Symbol des unnötigen Verzichtes auf Freude. Aber das ist das höchste Ideal – so steht es in den Büchern. Das bedeutet nicht nur, auf materiellen Wohlstand zu verzichten. Es kann genauso bedeuten, auf den Genuss, den der materielle Wohlstand bieten kann, zu verzichten. Das tun Sie hier im Westen.

Sie haben Wohlstand, aber Sie können ihn nicht annehmen. Immer haben Sie ein schlechtes Gewissen. Das ist Ihr ‘Nagelbett’. Fragen Sie sich: Sind Sie voller Freude, sind Sie erfüllt von einer tiefen Dankbarkeit über die Fülle Ihres Lebens?

Sie glauben, dass Sie Gott damit schmeicheln, wenn Sie auf die Freude und Erfüllung verzichten, und so Sein Liebling werden können. Was für eine Idee haben Sie von Gott? Sie glauben, es könnte Ihm gefallen, wenn Sie unglücklich sind? Das ist falsch; denn Gott will nur, dass es Ihnen gut geht und dass Sie glücklich sind. Hier und Jetzt in Ihrem Leben können Sie glücklich sein. Aber nun kommen wir zu der interessanten Frage: Wann geht es Ihnen wirklich gut? Und die Antwort ist sehr einfach: Wenn Sie voll Liebe sind!

 

Dialog

Zuhörer: Ja sicher, voll Liebe zu sein ist das Ziel. Aber wir verfolgen es oft sehr verbissen und ohne Liebe.

Pedro de Souza: Ihr Einwand ist Ausdruck eines Schuldgefühls. Machen Sie sich keine Vorwürfe, dass Sie noch nicht so liebevoll sind, wie Sie es sich wünschen. Entsagen Sie diesem Schuldgefühl! Das ist der tatsächliche Zweck der Entsagung! Auch Ihrer Wut und der Angewohnheit, nachtragend zu sein, können Sie entsagen. Gott umwerben Sie nur damit, dass Sie glücklich sind.

 

Ihr spirituelles Haus

Wenn Sie keine Ziele haben, an denen Sie arbeiten, sondern immer nur sitzen und meditieren, dann bauen Sie Ihr spirituelles Haus ohne ‘Bad’ und ‘Toilette’. Sie wollen weise und liebevoll werden, aber Sie sind nicht bereit, den Preis dafür zu zahlen. Sie entsagen der ‘Toilette’ in Ihrem spirituellen Haus, das heißt, den weltlichen Aufgaben. Sie wollen einen schönen Wohnraum haben mit Meißner Porzellan (Meditation), aber kein Badezimmer (weltliche Arbeit). Sie machen es wie die Leute in Indien, die auch in ihren Häusern kein Bad und keine Toilette haben. Bauen Sie also das Bad! Das gehört zur Wohnung. Das ist ein Teil des Hauses.

Spiritualität ist nicht etwas, das getrennt ist von unserem alltäglichen Leben. Spiritualität ist eine Qualität Ihres Lebens, wenn Sie liebevoll und bewusst werden.

 

Drei Stufen der Religiosität

Es gibt drei Stufen, Religiosität zu leben.

In der ersten Stufe haben die Menschen einen festen Platz im Leben. Es gibt da eine Autorität, Gott, eine Vaterfigur, die sie schützt und ihnen sagt, was sie denken und tun sollen. Sehen Sie die armen Leute in Indien. Sie lachen und scheinen glücklich zu sein. »Sie sind glücklich, weil sie arm sind«, denken die deutschen Besucher. »Wir dagegen laufen immer mit langen Gesichtern herum, obwohl wir so reich sind«. Sind die Inder wirklich glücklich, auch wenn sie lachende Gesichter zeigen? Sie sind zufrieden – ja! Aber ihre Zufriedenheit ist auf einem niedrigen Niveau.

Lassen Sie uns diese Zufriedenheit analysieren. Die Inder haben ihr Kastensystem. Man gehört zu einer bestimmten Kaste. Jede Kaste hat ihre festgelegten Rechte und Pflichten. Alles ist vorbestimmt. Mit anderen Worten: Sie brauchen nichts zu denken. Sie brauchen nur zu tun, was ihnen vorgegeben ist. Das ist alles. Dann sind sie glücklich. Sie haben keine Sorgen. Sie brauchen sich nicht zu entscheiden. Sie müssen nicht wählen zwischen dieser und jener Möglichkeit. Deshalb sind sie zufrieden. Alles ist ordentlich geregelt. Auch ihre Armut ist kein Problem, denn Gott hat sie an eben diese Stelle in die Welt gestellt. Sie brauchen nichts zu ändern.

Aber diese Menschen sind nicht kreativ. Sie glauben an Gott und sind religiös. Sie haben Glauben und Vertrauen. Sie können auf die Knie fallen und beten. Für sie ist das möglich. Deshalb scheinen sie ausgeglichen und glücklich zu sein und Kontakt zu Gott zu haben.

Aber Sie, die Europäer und Amerikaner, Sie sind voll Angst. Der Inder ist Mitglied eines Stammes. Er ist ein Teil der Masse. Er hat keine Individualität. Deshalb fühlt er sich geborgen. Und Sie fühlen sich verlassen und isoliert – bodenlos. Warum? Was ist der Unterschied zwischen Ihnen und den Indern? Sie sind Individualisten. Sie müssen Ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Es ist nicht vorgeplant. Deshalb gibt es Angst. »Ist das in Ordnung, was ich mache? Ist das richtig?« Dann rennen Sie zu einem Guru, der Ihnen sagt, was Sie tun sollten.

Der Glaube des Westlers befindet sich auf der zweiten Stufe: Er ist ein Individualist, und er hat Angst. Er fühlt sich verwirrt und konfus, weil er nicht weiß, was er tun soll. Er muss sich auf sich selbst verlassen, wenn er Glück und Zufriedenheit finden will. Das bringt ihn in Panik.

 

Wo wollen Sie jetzt hin?

Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten für Sie. Sie können entweder zur dritten Stufe der Entwicklung weitergehen – und Ihr Bewusstsein erhöhen und liebevoller werden – oder zurückfallen auf die erste Stufe und wieder ein Teil der Masse werden. Entweder gehen Sie höher oder wieder zurück.

Wenn Sie nichts ändern, werden Sie langsam aber sicher zynisch und sarkastisch oder resigniert werden. Anders können Sie Ihre Einsamkeit und Ihr Unverständnis über die Welt nicht ertragen. Sie können nicht da bleiben, wo Sie sind. Deshalb suchen Sie und gehen zu so vielen ‚Gurus‘. Sie befinden sich in der kritischen Phase des Studiums. Die Frage ist, in welche Richtung werden Sie jetzt gehen: Richtung höheres Bewusstsein und Liebe oder Richtung Unbewusstheit und Abhängigkeit? Und wie können Sie sich vergewissern, dass Sie nicht in die falsche Richtung gehen?

Alle haben den Trieb zum Leben in sich. Aber sie machen viel Unsinn dabei. Oft gehen die Jahre dahin, und es sieht so aus, als wollten sie sich selbst sabotieren. Sie gehen einer Arbeit nach, die ihnen keine Freude gibt. Obwohl alle den Trieb zur Freude in sich haben, finden sie sich mit der Freudlosigkeit Ihres Lebens ab, und die Jahre gehen dahin. Erst spät sehen sie, dass sie ihre Zeit verschwendet haben. Nichts hat sich ereignet. Aber sie möchten nicht darüber reden. Es gibt ein geheimes Abkommen unter den Menschen: »Du redest nicht über mein Versagen, und ich rede nicht über dein Versagen.« So ändert sich aber nichts!

Wie kann man vorher beurteilen, ob man auf dem Weg zum Erfolg oder zum Versagen ist? Leider gibt es kein deutliches Kennzeichen dafür. Sie müssen selbst entscheiden lernen.

 

Selbstsabotage

Der Trieb zur Selbstsabotage hat viele Gesichter. Nehmen Sie z. B. einen Playboy und Diogenes und vergleichen Sie deren Lebensentwürfe. Beide sind nicht kreativ. Jeder sabotiert sich auf seine eigene Art und Weise. Diogenes lebte in einem Fass und hatte der Welt entsagt. Deshalb wurde und wird er als ein großer Philosoph verehrt. Er ist ein großes Vorbild. Viele Menschen würden auch in einem Fass leben, wenn es nicht so kalt wäre. So aber tun sie nichts und sind introvertiert. Oder sie beschäftigen sich mit Fernsehen, Computerspielen oder anderen Tätigkeiten, zu denen es keiner großen Gedankenkraft bedarf. Vielleicht ziehen sie sich auch zurück und gehen gleichsam in eine Höhle, um angeblich Gott zu suchen. Sie wollen ihre Ruhe haben und schlafen jeden Tag ein paar Stunden mehr als die anderen (womöglich im Meditationssitz). Oder sie sind extrovertiert wie der Playboy. Sie geben jeden Tag Partys. Sie sind von morgens bis abends aktiv und müssen immer mit anderen Leuten zusammen sein, sonst fühlen sie sich leer.

Aber sowohl Aktivität als auch Passivität sind nicht automatisch ein Kennzeichen für Leerlauf im Leben. Sie müssen selbst überlegen, ob Aktivität und Ruhe das richtige Maß und den richtigen Zweck haben. Das ist Ihre Entscheidung und Sie tragen die Verantwortung dafür.

 

 Dialog

Zuhörer: Eine Bekannte von mir hat mir gesagt, sie habe ein schlechtes Gefühl, weil sie sehr wohlhabend sei. Sie könne sich gar nicht mehr freuen an ihrem Reichtum. Ich sagte ihr, sie solle doch froh und stolz darüber sein.

Pedro de Souza: Ja, genau! Sie kann stolz sein. Jeder kann stolz sein auf sich. Warum soll sie sich daran nicht mehr freuen? Das wäre die Philosophie der Verneinung des Lebens. Man erwartet von ihr, dass sie dem Geld – oder wenigstens der Freude daran – entsagen soll. Dafür gibt man ihr die Gelegenheit, ein Schuldgefühl zu entwickeln.

Zuhörer: Aber mit dem Reichtum sollte man etwas Positives tun, damit das Leben schöner wird.

Pedro de Souza: Ja natürlich! Wer gibt, bekommt. Das ist das Gesetz. Christus hat gesagt: »Wer viel hat, dem wird noch mehr gegeben, und wer wenig hat, dem wird auch das Wenige noch genommen.«

Das ist paradox, aber es ist eine große Wahrheit. Je mehr Sie geben, um so mehr kriegen Sie wieder. Je mehr Sie zurückhalten, um so mehr verlieren Sie. Das ist das göttliche Gesetz.

Zuhörer: Aber wenn der Playboy sein Geld dazu verwendet, jeden Tag eine Party zu machen, dann gibt er sein Geld für Zeitvertreib aus.

Pedro de Souza: Das entscheidet er. Man sollte nicht geben, um etwas zurückzubekommen, sondern man gibt aus seiner eigenen Fülle – geben um des Gebens willen. Man erhält zurück, was man gibt. Gibt er durch seine Partys seine Freude weiter, erhält er auch Freude zurück. Gibt er seine innere Leere durch sie weiter, wird er auch immer leerer und trauriger werden.

 

Wie die Idee der Verneinung entstanden ist

Den Selbstsabotagetrieb können wir die Philosophie der Verneinung des Lebens nennen. Kranke und neurotische Leute waren schon bei Buddha, bei den Rishis und bei Christus gewesen. Sie haben aus deren Lehren neurotische Interpretationen gemacht. Deshalb wird Christus überall als der Gekreuzigte, als ein sehr trauriger Mann dargestellt. Dabei hat Christus so viel gelacht.

Aber das passt nicht zu den neurotischen Menschen. Wenn er traurig ist, dann ist er mehr ihresgleichen. Sie können sich besser mit ihm identifizieren, weil sie selbst traurig sind. »Wie kann Christus lachen, wenn ich so traurig bin?!«

Sie gehen den Weg der Traurigkeit, und je mehr Verzicht auf Freude gefordert wird, umso bereitwilliger gehen sie darauf ein, weil sie glauben, dass sie so schneller zu Gott kommen werden. Tatsächlich gehen sie aber nirgendwohin.

Wenn Sie die Gesichter der Einsiedler sehen, können Sie nicht glauben, dass Gott ihnen sehr nahe ist. Sie haben trockene und erloschene Gesichter. Der klassische Lebensentwurf in Indien sieht vor, die ersten 25 Jahre beim Guru zu verbringen. In den nächsten 25 Jahren hat der Mann Familie und Kinder, die folgenden 25 Jahre zieht er sich zurück und berät aus dem Hintergrund die Kinder.

Jetzt ist er 75 Jahre, und nun geht er in den Dschungel, um dem Leben zu entsagen. Er hat in seinem Leben viele Menschen kennengelernt. Viele Auseinandersetzungen und Enttäuschungen hat er erlebt. Jetzt hat er Weltschmerz. Und was lehrt er dann natürlich? Der Weg zu Gott sei, alles loszulassen und aufzugeben. Das ist doch klar.

So viele Leute kommen zu ihm mit ihren Problemen. Sie machen sich Sorgen um ihren Besitz, um ihre Familien, um ihren Broterwerb. Die Probleme der Menschen ähneln sich immer wieder sehr zu allen Zeiten, auch wenn sie Ochsenwagen statt Autos hatten und in Hütten statt in Häusern wohnten. Früher hatten sie auch Streit mit ihren Frauen. Es gab auch Untreue, obwohl die Sitten sehr streng waren, und Eifersucht – eben alles, was zum Leben gehört.

Was sagt nun der Guru, der so vieles im Leben erfahren und so viel gelitten hat? Er sagt zu dem Ratsuchenden: »Du musst deine Wünsche aufgeben. Warum willst du zwei Ochsenkarren haben? Einer genügt doch! Du willst heiraten? Siehst du nicht, was damit auf dich zukommt, was alles passiert? Setz dich hin und meditiere! Gib alles auf! Diese Welt ist Leid! Alles ist Leid. Wenn du meditierst, kommt Gott zu dir. Vergiss allen Streit, alles Leid, alles Versagen. Mehr hat dir das Leben nicht zu bieten«.

Und was sagt der Mann, der voller Probleme ist? »Das ist richtig! Streit und Versagen – all das habe ich erfahren«. Dann meditiert er jahrelang, aber er findet Gott nicht. Und wieder weiß der Guru die Lösung: Noch mehr Verzicht!

 

Dialog

Zuhörer: Aber wenn der Kopf leer ist, dann habe ich doch endlich Platz für Gott.

Pedro de Souza: Oh, nein! Es gehört mehr dazu, Gott einzuladen, als ein leerer Kopf. Es gehört Liebe und Bewusstheit, Wissen und Erfahrung, Freude und Fülle in Ihren Kopf und in Ihr Leben, wenn Gott da sein soll. Nur für die Leute, deren Kopf voll trauriger und wütender Gedanken ist, hatte Buddha gesagt: »Keine Wünsche haben!« Denn sie waren total durcheinander und konfus. Zu ihnen hat er das gesagt.

Auch Christus hat die Probleme seiner Zeitgenossen angesprochen, indem er sagte: »Kommt zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken.«

So etwas hätte er nicht gesagt, wenn alle glücklich gewesen wären. Aber ihr Kopf war beladen. Damals wie heute ist der Kopf der Menschen beladen mit tausend Problemen. Erinnern Sie sich an die Baumstämme, von denen ich erzählt habe? Vor 2000 Jahren bei Christus und vor 2600 Jahren bei Buddha war es dasselbe Problem wie heute.

Zuhörer: Aber die Meister ebnen ihren Schülern doch in meditativen Initiationen den Weg zu Gott.

Pedro de Souza: Wenn der Guru kommt, dann gibt er Ihnen z.B. einen neuen Namen. Sie heißen dann Berteananda, Christinananda, Klausananda. Was bedeutet das? Was steht in den Büchern?

Zuhörer: Man bekommt damit eine neue Identität, damit man das alte Haus verlässt.

Pedro de Souza: Aha! Aber mit seinem Bewusstsein ist nichts passiert. Es ist das gleiche wie zuvor. Er hat nur einen neuen Namen. Mit dem neuen Sanskrit-Namen hat er ein Gefühl, als ginge er näher zu Gott. Er bildet sich ein, seine Vergangenheit losgelassen zu haben, und nun kommt eine neue Identität. Er fühlt sich jetzt neu geboren! Er glaubt, er habe sich geändert. In Wirklichkeit aber ist er der Gleiche wie zuvor. Aber er glaubt, er sei jetzt den anderen armen Leuten überlegen, die keine neue spirituelle Identität haben. So ist es. Die Gurus im Dschungel waren die ersten Psychotherapeuten. Die Leute kamen mit ihren Problemen zu ihnen. Aber die Ratgeber wussten nichts von der richtigen Lösung. Sie sagten: »Ja, wenn du Probleme hast, dann lass sie los. Hafte nicht an der Welt. Mach dich lieber innerlich unbeteiligt.« Sie haben einen Trancezustand erlebt, den Sie als »Verbindung zu Gott« beschreiben. Aber es hat sich dadurch nichts geändert.

 

Von hier aus geht es weiter

Der Individualist kann nicht mehr beten. Er glaubt nicht mehr an Gott. Deshalb ist es nicht einfach, ihn zu Gott zurückzuführen. Er kann nicht einfach auf die Knie fallen und zu Gott beten. Das gehört zu der ersten Stufe. Er ist aber auf der zweiten Stufe und das ist gut. Denn nur der Individualist hat die Fähigkeit, auf die dritte Stufe hinüberzugehen.

Wer auf der ersten Stufe ist, ist ein Teil der Masse.

Wer in der zweiten Stufe ist, ist ein Individualist, und er hat Angst.

Aber bleiben Sie da nicht! Gehen Sie zur nächsten Stufe! Ich zeige Ihnen, wie Sie zur dritten Stufe weitergehen können.

Die Meditation, die Sie bisher gemacht haben, war gut. Sie hatten so viele Probleme im Kopf. War es schlecht, in die ‘Höhle’ zu gehen und den Kopf zu beruhigen? Nein! Das war richtig (wenn es vorübergehend war und nicht für Monate oder Jahre)! Sie hatten so viel Kram und Leid im Kopf. Die Meditation hat Ihnen geholfen, das alles aufzuräumen und zu vergessen. Sie konnten sich in dieser Phase frei machen von Ihren Lebensproblemen und ganz ruhig werden. Jetzt können Sie entspannt sein, weil der Stress weg ist. Sie sind ruhig und erleichtert. Nun können Sie sich den Ursachen des Stress` und Ihres Unglücks zuwenden und sie lösen.

 

Kein Wunder...

Leute, die der Philosophie der Verneinung des Lebens folgen, beschuldigen andere für ihr Leid. Die Welt sei daran schuld und die bösen Menschen. Im Kindesalter werden die Geschwister beschuldigt: »Ich bin gut, aber die sind böse«. Mann und Frau beschuldigen sich gegenseitig. »Männer sind unsere Feinde«, sagen die Frauen. »Sie sind Chauvinisten«. Ist das gut, wenn die Frauen so etwas sagen? Nein! Es fällt auf sie selbst zurück. Sie verlieren so ihre Fähigkeit, die Männer zu lieben.

Oder man beschuldigt sich selbst. Das ist auch sinnlos! »Ich bin schlecht. Das ist meine Schuld. Ich schaffe das nicht. Niemand mag mich.« Wenn Sie sich selbst nicht mögen, wie können dann andere Leute Sie mögen? Zuerst muss man sich selbst lieben. Dann können auch andere Leute Sie lieben. Für die kleinsten Dinge beschuldigen Sie sich selbst. Sie meinen, die Welt auf Ihren Schultern tragen zu müssen. Wenn etwas passiert, fühlen Sie sich dafür verantwortlich. Wenn die Kinder nicht gehorchen, halten Sie sich für eine schlechte Mutter.

Das ist die Philosophie der Verneinung des Lebens.

Auf diesem Weg hat man keine Ziele und geht irgendeinem Zeitvertreib nach, mit dem die Zeit verschwendet wird. Sie tun nichts. Sie haben große Fähigkeiten, aber sie schöpfen ihre Talente nicht aus. Sie arbeiten weit unter ihrer Grenze. Entweder haben sie keine Ziele oder ihre Ziele sind zu niedrig. Dann ist es kein Wunder, wenn sie keine Freude im Leben spüren.

Manchmal haben sie auch die falschen Ziele. Z.B. wenn jemand auf den Mount Everest steigen möchte und keine Gelegenheit dazu findet. Er verschwendet sein Talent und sollte sich lieber ein anderes, erreichbares Ziel suchen.

Viele betrügen sich selbst. Sie sagen, sie suchen Gott, aber sie tun nichts, um ihre Möglichkeiten zu entdecken und zu verwirklichen. Dabei hatte Gott ihnen diese Möglichkeiten gegeben, damit sie Ihm darin begegnen können.

 

Dialog

Zuhörer: Manche sagen, man solle immer die Arbeit tun, die gerade jetzt vor der Nase liegt. Das, was im Moment jetzt anliegt, soll man tun, und nicht in der Vergangenheit oder in der Zukunft leben.

 Pedro de Souza: Es ist wichtig, ein Ziel zu haben. Man kann im Augenblick planen, aber es sollte auf ein Ziel ausgerichtet sein. Unsere Planung geschieht jetzt hier, im Moment, aber das Ziel kann immer im Kopf sein. Wir denken dabei an die Folgen der Handlungen in der Zukunft. Das ist die Bedeutung von ‘im Hier und Jetzt sein’. Wir sehen, was durch unsere Handlungen jetzt in der Zukunft passieren wird.

Zuhörer: Wenn ich immer nur das tue, was gerade ansteht, dann arbeite ich wie ein gut funktionierendes Fließband.

Pedro de Souza: Ja. Denken Sie an die zukünftigen Folgen Ihrer jetzigen Handlungen und lernen Sie aus der Vergangenheit, damit Sie nicht die gleichen Fehler wiederholen. So können Sie Ihr Leben selbst in die Hand nehmen und entscheiden, was Sie wirklich tun wollen. Dann sind Sie wirklich im ‘Hier und Jetzt’!

Zuhörer: Aber dazu müssen wir die Vergangenheit ja analysieren. Und dann bohrt man immer wieder darin herum und hat das Gefühl, dass man sie nicht loslassen kann.

Pedro de Souza: Sie brauchen keine Schuldgefühle zu haben. Aber Sie können nur wachsen, wenn Sie wissen, welche Fehler Sie begangen haben. Es entsteht ein Kreislauf, wenn Sie nicht von Ihren Fehlern lernen. John Keats sagte, dass es gut sei, Fehler zu machen, weil man nur dadurch lernen könne, diese Fehler in der Zukunft zu vermeiden. Aber seine Theorie trifft nicht den Kern der Sache, da man so oft die gleichen Fehler wiederholt. Es genügt nicht, den Fehler zu machen. Sie müssen den Fehler auch sehen können. Dann kann es weitergehen.

Zuhörer: Aber ich habe den Fehler doch schon gemacht. Wie kann ich mir nun darüber bewusst werden?

Pedro de Souza: Erst mal: Andere nicht beschuldigen. Solange Sie andere beschuldigen, können Sie Ihre Fehler nicht sehen. Zweitens: Nicht sich selbst beschuldigen. Ihr Schuldgefühl verhindert, dass Sie lernen und führt zu Selbstmitleid und Depressionen, jedoch nicht zum Lernen. Es gibt einen richtigen und einen falschen Weg, das Problem anzugehen. Die falsche Frage ist: »Wer hat mein Leid verursacht?« Wenn Sie sagen: »Ich habe Pech gehabt«, dann war in Ihren Augen die ‘Göttin Pech’ dafür verantwortlich und nicht eine fehlerhafte Handlung! Das ist falsch. Der richtige Weg ist, zu fragen: »Was hat zu meinem jetzigen Ergebnis geführt? Was habe ich getan, was habe ich gesagt, das zu diesem Zustand geführt hat?« So müssen Sie fragen. Nicht »Wer hat das getan«, sondern »Was ist getan worden?« Nicht sich selbst beschuldigen, nicht die ‘Göttin Glück’ oder ‘Pech’ verantwortlich machen, sondern nach den Handlungen fragen. Aber durch Ihr Leid wissen Sie, dass etwas falsch war.

Zuhörer: Aber wenn ich dann erkenne, dass die Situation anders ausgegangen wäre, wenn ich anders gehandelt hätte, dann ist das schon ganz schön bitter!

Pedro de Souza: Sie machen sich zu viele Selbstvorwürfe: «Wenn ich nicht so gehandelt hätte… Wenn ich den dummen Fehler nicht begangen hätte… Wenn ich nur diese Gelegenheit genutzt hätte…« Das sind falsche Einstellungen. Sie könnten auch glücklich sein, dass Sie jetzt gelernt haben. Das werden Sie Schritt für Schritt erfahren.

 

Der Maßstab der Lebensbejahung

Ich gebe Ihnen einen Anhaltspunkt, wie weit Sie auf Ihrem spirituellen Weg sind.

Früher haben Sie gesagt: »Ich kann zwei Stunden meditieren und Unglaubliches in meinem Geiste erleben«. Oder Sie haben keinen Unterschied zwischen Gold und Steinen gemacht, da ja alles in Ihrer Philosophie nur eins ist. Dies ist aber der Maßstab für einen weltabgewandten Menschen. Für die Philosophie der Bejahung des Lebens brauche ich auch einen Maßstab – aber einen anderen.

Das Kriterium, an dem Sie ganz genau feststellen können, wie weit Sie sind, ist folgendes: Sie haben immer wieder einen schlechten Gedanken einem anderen Menschen oder sich selbst gegenüber, Sie beschimpfen, kritisieren oder beschuldigen.

Messen Sie die Zeit zwischen zwei solchen Attacken.Wie lange kommen Sie ohne Beschimpfung, ohne Verurteilung usw. aus? Wie lange können Sie in einem höheren Bewusstsein bleiben und liebevolle, freundliche oder glückliche Gedanken im Kopf haben?

 

Dialog

Zuhörer: Betrifft das Verurteilen und Kritisieren nur die Handlungen oder auch die negativen Gedanken?

Pedro de Souza: Beides! In beiden Fällen ist es eine Beschuldigung. Auch wenn Sie es in Gedanken tun, zählt es. Auch wenn Sie dem anderen, der auf Ihr Hühnerauge getreten ist, aus dem Weg gehen, können Sie doch aus Ihrem höheren Bewusstsein wieder herausfallen, wenn Sie schlecht über ihn denken. In der ersten Stufe ist das o.k. Wenn Sie aber Christusbewusstsein haben, brauchen Sie den Leuten nicht mehr aus dem Weg zu gehen und Sie werden sie dennoch nicht mehr verurteilen. Sie haben Ihr Bewusstsein mit mehr Liebe und Einsicht erfüllt.

Wenn der Zeitraum zwischen zwei negativen Gedanken drei Tage beträgt, kommen Sie ins Guinness-Buch der Rekorde. Auch das negative Beurteilen muss vermieden werden.

Zuhörer: Aber das Urteilen brauchen wir ja, wenn wir in der Welt tätig sind, um abzuschätzen, was gut und was nicht gut ist.

Pedro de Souza: Hier geht es um das negative Beurteilen von Personen, um das Verurteilen: »Das ist ein böser Mensch! Der ist doof.»

Zuhörer: Auch wenn derjenige mir sehr weh getan hat?

Pedro de Souza: Ja! Das ist Christusbewusstsein. Das ist der Maßstab! Und nicht, ob Ihnen Gold und Silber gleichgültig sind – also ob Sie von der Welt frei sind.

Zuhörer: Das ist genau das Gegenteil von dem, was viele Ratgeber empfehlen. Die raten, dass man seine Wut, seine Emotionen, fühlt und auslebt.

Pedro de Souza: Ja, Sie müssen noch Ihre negativen Emotionen ausleben, weil Sie nicht entwickelt und in das Christusbewusstsein hineingewachsen sind. Aber wenn Sie Ihre Interpretation ändern, dann haben Sie keine Wut mehr. Denken Sie daran: Ihre Wut personifiziert die Ursache des Missgeschicks. Sie beschuldigen Gott oder sich selbst oder die anderen. Wenn Sie aber Ihre Interpretationen mehr an der Realität ausrichten, haben Sie die Möglichkeit, zu der eigentlichen Ursache des Misserfolgs zu finden. Jeder macht Fehler, aber nicht aus bösem Willen. Wenn Sie vom ‘Wer’ zum ‘Was’ kommen, verschwindet Ihre Wut.

Das Wunder ist eine Änderung in der Interpretation und dadurch eine Änderung der Gefühle. Die Wahrnehmung bleibt identisch.

Sie haben Ihre Wahrnehmung interpretiert und deshalb sind Sie ausgeflippt. Diesmal, mit Christusbewusstsein, werden Sie anders interpretieren. Dann sind Sie nicht wütend, obwohl Sie den Fehler sehen! Wie sagte Christus? »Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.« Aber solange Sie noch kein Christusbewusstsein haben, werden Sie Ihre Wut ausleben. Das können Sie nicht vermeiden. Die Frage ist – wie? Am besten in ein Kopfkissen hauen.

Zuhörer: Wenn man immer wieder verzeiht und gütig ist, dann kriegt man gesagt, man hätte überhaupt keinen Stolz. Man müsse dem anderen doch die Stirn bieten und die kalte Schulter zeigen.

Pedro de Souza: Ja, das ist dann aber nicht Christusbewusstsein, wenn man die Stirn und die kalte Schulter zeigt.

Zuhörer: Im Buddhismus wird Stolz auch als eines der Grundübel genannt.

Pedro de Souza: Ja im Sinne von Überheblichkeit. Aber wir können stolz sein! Sie haben Gott in sich und drücken ihn durch Ihre Gedanken und Taten aus. Das ist gut. Sie bejahen das Leben und zählen die Rosen. Das Geheimnis, glücklich zu sein, ist, die Rosen zu zählen. Das heißt nicht, dass Sie die Realität verneinen, und dass Sie die Dornen nicht sehen.

Zuhörer: Letztes Mal sagten Sie so etwas Schönes: Die Rose duftet immer – egal wer vorbeikommt.

Pedro de Souza: Ja! Die Rose sagt nicht: »Jetzt kommt eine schöne Frau. Der schenke ich meinen Duft. Aber bei diesem Schurken dort höre ich auf zu duften.« Die Sonne scheint auf die Guten und die Bösen. Aber nicht nur die Sonne scheint auf die Guten und Bösen. Auch der Regen fällt auf alle. Aber es regnet mehr auf die Guten – warum?

Zuhörer: Weil die Bösen ihnen die Schirme wegnehmen.

Zuhörer: Der andere kann seinen Fehler oft nicht sehen. In diesem Falle soll man mit ihm kommunizieren.

Pedro de Souza: Ja, genau! »Kommunizieren« – das ist das richtige Wort. Mit dem anderen sprechen, nicht ihn verdammen.

Welches Rad bekommt am meisten Öl? Das, welches am lautesten quietscht. Die Guten sind die Guten, weil sie sich vor dem Regen nicht verstecken. Sie wenden sich nicht vom Leben ab. Sie haben keine Angst vor dem Regen, vor den Herausforderungen des Lebens. Deshalb können Sie auch Menschen mit Fehlern lieben. Und man lernt durch Fehler.

Eine Schwierigkeit ist, seine eigenen Schwächen festzustellen, ohne sich böse zu sein. Nur so kann man selber auch wachsen. Insofern muss man auch kritisch sich selbst gegenüber sein – wenn man sich akzeptiert! Dann wird man sich geistig reinigen, weil man sich akzeptiert; denn man möchte bewusst werden.

Zuhörer: Die Schwierigkeit dabei ist, dass wir uns in unseren negativen Teilen nicht gut akzeptieren können.

Pedro de Souza: Ich akzeptiere alles, ich mache es bewusst. Wenn ich Wut habe, dann bin ich mir dieser Wut bewusst. Ich akzeptiere diese Wut. Wenn ich sie bewusst erlebe, dann dringe ich zu den Ursachen der Wut durch, zu meinen falschen Einstellungen. Dann habe ich die Möglichkeit, diese Einstellungen zu verändern und dann geht die Wut weg. Aber wenn ich mich selbst beschuldige, dann habe ich ein schlechtes Gefühl. Ich muss das Schlechte unterdrücken und verdrängen. Davon geht es nicht weg. Bei der nächsten Gelegenheit kommt es wieder hoch. Es sei denn, Sie verneinen das Leben. Das ist genau das, was die Gurus empfohlen haben. Dann kommen die Probleme nicht mehr hoch, weil Sie alle Verbundenheit aufgegeben haben. Wenn Ihnen alles gleichgültig ist, macht es Sie auch nicht mehr wütend. So kommen Sie aber nicht zu Gott, weil Sie nichts tun und Ihm in Gestalt Seiner Schöpfung aus dem Wege gehen. Sie müssen aber etwas riskieren, auch auf die Gefahr hin, dass Sie Fehler machen. Aber dadurch können Sie wachsen. Es geht nicht immer alles in Ordnung. Das wissen Sie, aber die Gelegenheiten, um etwas besser zu machen, sind immer da. Sie können deshalb Ihr Leben sinnvoll gestalten. Das liegt an Ihnen.

 

Die Lösung

Sie im Westen haben viel Wohlstand. Die östlichen Menschen fühlen sich als spirituelle Menschen den Materialisten überlegen. Aber die Westler haben Wohlstand erlebt, und sie haben festgestellt, dass er nicht zu Glückseligkeit führt. Die Gefahr ist jetzt, dass sie nun in die Philosophie der Verneinung des Lebens hineinrutschen. Dann sind sie so klug wie am Anfang.

Durch materiellen Wohlstand können Sie zu Gott kommen. Aber das ist ein gefährlicher Satz. Sie sollten nicht glauben, dass Sie Gott erreichen, indem Sie einfach nur materiellen Wünschen hinterherjagen.

Armut führt Sie nicht zu Gott. Reichtum auch nicht. Wie aber sieht die Lösung aus?

Die Bejahung des Lebens ist ein Leben in Bewusstheit und Liebe. Das ist der Unterschied. Nicht dass Sie die Welt einfach nur genießen, ein Hedonist werden und z.B. an irgendwelchen Orgien teilnehmen.

Denken Sie daran: Was ist der Maßstab für unseren Weg? Der Maßstab ist nicht, wie viele Stunden Sie meditiert haben, auch nicht, wieviel Geld Sie besitzen, sondern wie groß der Abstand zwischen zwei verurteilenden, negativen Gedanken ist – mitten im vollen Leben, nicht in der Höhle! Und nicht mit leerem Kopf, sondern voller Positivität.

Jetzt müssen Sie wach sein. Jetzt stehen Sie mit dem Rücken zur Wand und können sich selbst nicht mehr betrügen. Wenn Sie früher alle zehn Minuten einen schlechten Gedanken hatten, und jetzt nur alle zwanzig Minuten – dann ist das ein großer Fortschritt!

Wenn Sie Ihren schlechten Gedanken die Macht nehmen wollen, können Sie nicht ausweichen. Der Fortschritt ist genau messbar. Wenn Sie aber Ihre schlechten Gedanken beobachten, dann beschuldigen Sie sich bitte nicht selbst! Das ist nicht das Ziel.

Akzeptieren und verzeihen Sie auch sich selbst! Versuchen Sie, den Abstand zu vergrößern, aber haben Sie kein Schuldgefühl, wenn es immer wieder nicht gelingt.

Der Abstand wird wechseln zwischen langen und kurzen Intervallen. Beobachten Sie nur – ohne Schuldgefühl. Lernen Sie, negative Gedanken zu identifizieren! Traurigkeit z.B. gehört nicht zu den schlechten Gedanken, die Sie beobachten sollen, sondern nur, wenn Sie jemanden kritisieren und verurteilen. Versuchen Sie, nur an diesem Aspekt zu arbeiten. Sie können nicht gleich 100% heilig werden.

 

Dialog

Zuhörer: Wir leben ja heute in einer Zeit, in der wir sehr viel von Luxus umgeben sind. Die Menschen werden von ihren Wünschen nach noch mehr Besitz in Atem gehalten, weil sie ja das Geld dafür verdienen müssen. Und sie bleiben dadurch total in der Materie hängen und kommen nicht dazu, sich um ihr spirituelles Wachstum zu kümmern.

Pedro de Souza: Kommt man zu Gott, indem man diesen Dingen entsagt? Indem man sagt: »Die Welt ist hässlich, ich möchte nicht diesen materiellen Dingen anhaften«. Ist das nicht Verneinung? Durch solche Gedanken entstehen Schuldgefühle, wenn Sie ein Auto oder Schmuck haben wollen. Sie glauben, dass Sie durch diese materiellen Dinge weg von Gott kommen. Aber Gott ist auch diese Materie. Gott hat diese Welt gemacht. Können Sie die Eltern lieben und die Kinder hassen? Können Sie die Welt hassen und Gott lieben? Wer hat diese Welt geschaffen? Gott! »Lieber Gott, lass uns nicht von Deiner hässlichen Welt reden. Die will ich nicht. Ich will nur dich!« Meinen Sie, dass Sie so zu Gott kommen?

Zuhörer: Mir geht es oft so: Wenn ein Wunsch erfüllt ist, kommen immer noch mehr Wünsche.

Pedro de Souza: Umso besser! Sie haben immer noch die Verneinung des Lebens im Kopf. Sie haben immer noch ein Schuldgefühl, wenn Sie Freude an dieser Welt haben. Arbeiten Sie mit guten Werten und erfüllen Sie sich Ihre Wünsche! Je mehr Wünsche Sie sich erfüllen, umso mehr nehmen Sie an der unendlichen Fülle Gottes teil!

Zuhörer: Aber das heißt doch, dass man irgendwann merkt, wenn man alle Wünsche gehabt hat: Das bringt’s eigentlich alles nicht.

Pedro de Souza: Warum nicht? Haben Sie keine Angst, dass Sie sich jemals alle Wünsche erfüllen könnten! So klein hat Gott weder die Welt noch Ihre Bedürfnisse gemacht! Sie können sich immer wieder neue Ziele setzen.

Zuhörer: Heißt das, dass man durch die materiellen Wünsche zu Gott kommt?

Pedro de Souza: Zu Gott kommen Sie durch Weisheit und Liebe. Reichtum sinnvoll genutzt kann Ihnen den Weg erleichtern.

Zuhörer: Aber wir wissen doch – wenn man im Schloss wohnt und von goldenen Tellern isst – Buddha ist da weggegangen.

Pedro de Souza: Da hatte er auch seine späteren Einsichten noch nicht gefunden. – Kennen Sie den Mann, der von heute auf morgen seine Frau verlassen hat?

Zuhörer: Nein, Gott sei Dank nicht!

Pedro de Souza: Buddha hat das getan. Er war auch Opfer der Philosophie der Verneinung des Lebens. Er ging in den Dschungel und traf dort die alten Yogis, die dem Weg der Verneinung des Lebens folgten. Dann hatte er auch nur einmal am Tag ein paar Löffel Reis gegessen.

Zuhörer: Dann wurde er doch von seiner Frau gerettet.

Pedro de Souza: Nein, nicht von seiner Frau. Es war eine andere Frau. Eine Bauersfrau hat ihm Milch und Reis gegeben. Der Weg zur Weisheit geht nicht über Entsagung. Sie werden Ihr Bewusstsein nicht durch Nicht-Anhaftigkeit erhöhen, nicht durch Gedankenlosigkeit, nicht durch Egolosigkeit, nicht durch Wunschlosigkeit, nicht durch Verneinung des Lebens. Aber wie dann?

Zuhörer: Durch Liebe und Freude am Leben. Durch Arbeit und Wohlstand, durch Bewusstheit, Weisheit, positives Denken, kreative Arbeit als Schöpfung im Sinne Gottes, Dankbarkeit, Achtsamkeit, Beten, Lernen, Verzeihen, Geduld, Genauigkeit, Verlässlichkeit, Gottes Gesetze in der Welt sichtbar machen, eine Familie glücklich machen, Kinder gut erziehen, die Werte Gottes leben, Gott in sich selbst erkennen, stolz sein.

Pedro de Souza: Alles, was Sie gesagt haben, ist richtig. Ich werde jetzt alles über den Weg der Bejahung des Lebens zusammenfassen: »Wir flüchten nicht vor leidvollen Erfahrungen, aber wir lassen uns auch nicht von ihnen bestimmen.«

Zuhörer: Aber sind wir denn auf die Welt gekommen, um nur leidvolle Erfahrungen zu sammeln?

Pedro de Souza: Sie sind göttliche Wesen, die menschliche Erfahrungen suchen. Dazu gehört es, Fehler zu machen und zu lernen. Dabei kommen Sie an leidvollen Erfahrungen nicht vorbei. Wichtig ist, dass Sie Ihre Haltung nicht von diesen Erfahrungen bestimmen lassen, sondern dass Sie sich an positiven Perspektiven orientieren.

 

Keine Angst vor Leidenschaft

Hier ist ein Test für Sie: Haben Sie aufgehört, Ihrer Frau wehzutun? Natürlich psychisch, meine ich! Ja oder Nein?

Das ist eine Trickfrage. Durch Ihre Antwort – egal ob ja oder nein – bestätigen Sie, dass bei Ihnen so etwas grundsätzlich vorkommen kann.

Trotzdem ist es nicht der Sinn der Lebensbejahung, sich selbst zu unterdrücken. Aber was war bisher die Folge, wenn Sie sich freien Lauf ließen? Ahimsa (Gewaltlosigkeit) sagen die Inder. Und so viel Gewalttätigkeit gibt es dort! Warum sind die Inder – und natürlich auch viele andere Menschen – beim geringsten Anlass so gewalttätig? Sie sind von Geburt an an ihren Glauben gewöhnt. Wenn er von jemandem in Frage gestellt wird, dann fühlen sie sich bedroht. Denn der Glaube ist nur übernommen, nicht selbst erfahren. Deshalb fühlen sie sich nicht sicher. Eigentlich haben sie Zweifel. Und diese Zweifel wollen sie unterdrücken. Wenn etwas Kritisches gesagt wird, kommen diese Zweifel wieder hoch.

Wie bei einem Schüler von Mahatma Gandhi. Wenn er Geldspenden bekam, hat er das Geld ohne es eines Blickes zu würdigen weggesteckt. Warum schaut er es nicht an, wenn es für ihn nicht wichtig ist? Er hat Angst, dass in ihm seine Wünsche hochkommen.

Oder in der Ramayana wird erzählt, dass die indische Königin Sita entführt worden sei. Der König Rama und sein Bruder Lakschman suchten sie. Der Affengott Hanuman fand Schmuck und fragt Lakschman: »Gehört dieser Schmuck der Königin? Du warst immer bei ihr.« »Das weiß ich nicht«, antwortete er, »ich habe immer nur auf ihre Füße geguckt.«

Sie war die schönste Frau des Landes. Er hatte Angst vor seiner Leidenschaft.

So etwas wollen wir nicht. Wir wollen frei sein. Unser Weg ist der Weg der Bejahung des Lebens, der Weg der Bewusstheit und Liebe!

Akzeptieren Sie sich selbst. Wenn Sie Bewusstheit und den Wunsch nach Liebe entwickeln, ist die Kontrolle automatisch eingebaut. Dann brauchen Sie keine Angst vor unterdrückten Trieben zu haben; denn Sie werden Ihre Einstellungen verändern und die negativen Gefühle werden die Macht über Sie verlieren und statt ihrer werden positive Gefühle in Ihnen wachsen.

Weil den Indern Jahrtausende lang Ahimsa (Gewaltlosigkeit) gepredigt worden ist, haben sie ihre Gewalttätigkeit verdrängt. Beim geringsten Anlass tritt sie jedoch offen zu Tage. Ahimsa ist eine schöne Lehre. Aber was ging schief? Sie haben nicht gelernt, ihre Gewalttätigkeit zu beobachten und dadurch die negativen Einstellungen dahinter zu identifizieren.

 

Dialog

Zuhörer: Wenn ich Fehler gemacht habe und andere auch. Wie verhalte ich mich, ohne die anderen zu beschuldigen und ohne mich selbst immer nur zu beschuldigen?

Pedro de Souza: Sie haben nicht die Pflicht, andere auf ihre Fehler hinzuweisen. Verlassen Sie sich auf Gott. Gott hilft jedem zu lernen. Sie müssen das nicht übernehmen.

Zuhörer: Aber wenn man von den Fehlern betroffen ist, die andere machen?

Pedro de Souza: Kommunizieren Sie liebevoll und weise mit ihm. Das ist es, was Christus sagte. Entwickeln Sie Christusbewusstsein. Was ist das?

Zuhörer: Christus sagte am Kreuz: »Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun«. Wenn ich mir diesen Satz ins Gedächtnis rufe in dem Moment, in dem ich verletzt werde, dann kann ich mit der Zeit Kraft bekommen zu verzeihen. Es wird nicht immer gelingen, aber es wächst.

Pedro de Souza: Ja, nicht immer. Aber man kann es versuchen. Das ist das Wunder.

Zuhörer: Ich habe verziehen und einen Schlussstrich gemacht. Wenn die Sache nun aber immer weiter geht …?

Pedro de Souza: Wenn Sie Christusbewusstsein haben, verzeihen Sie immer wieder. Christus sagte, man solle seinem Bruder 7 mal 70 mal verzeihen. Wie oft müssen Sie dann wohl Ihrem Chef verzeihen? Aber so erlangen Sie Christusbewusstsein. Nicht, indem Sie doch wieder die Verantwortung an andere abgeben.

Zuhörer: Ich verzeihe jemandem, und gleichzeitig denke ich daran: »Du, jetzt habe ich dir schon ein halbes Jahr lang verziehen, und du hast dich immer noch nicht geändert.«

Pedro de Souza: Das ist kein Verzeihen. Verzeihen heißt, dass man nicht versucht, den anderen zu ändern. Vielmehr nehmen Sie ihn so, wie er ist und achten ihn als Kind Gottes – trotz seiner Schwächen. Zählen Sie also nicht nur seine Dornen! Achten Sie auf seine Vorzüge. Jeder hat auch Vorzüge! Viele Vorzüge!

Zuhörer: Wenn ich bei einem anderen immer so tue, als wäre das kein Fehler, heißt das, dass ich den Fehler überhaupt nicht identifizieren soll? Da ist doch etwas. Wenn er verletzt hat, dann hat er doch tatsächlich verletzt.

Pedro de Souza: Ja, Sie können ihn für sich be- aber nicht verurteilen.

Zuhörer: Kann man den anderen Menschen denn nicht stoppen, wenn es einen immer wieder betrifft?

Pedro de Souza: Es betrifft Sie nicht. Das Wunder heißt, dass Sie es anders sehen. Und Sehen ist Interpretation.

Zuhörer: Das Problem ist aber doch, dass die falsche Sicht des anderen mein Leben in der Praxis beeinflussen kann, dass sie negative Auswirkungen für mich hat, dass ich z. B. einen Job nicht bekomme… Da kann ich ihm natürlich verzeihen als Mensch, aber ich leide unter der Handlung des anderen.

Pedro de Souza: Wenn Sie mit der Situation nicht zurechtkommen und negative Gefühle entwickeln, dann versuchen Sie, dem Menschen – wenn es möglich ist – aus dem Weg zu gehen.

Zuhörer: Aber wenn man nicht verhindern kann, dass mir oder anderen Menschen Leid angetan wird durch ein unmögliches Verhalten, und man muss dieses Leid ertragen! Da muss man doch irgendetwas tun!

Pedro de Souza: Sie können durch Ihre Tugenden Vorbild sein. Sie können die guten Werte selbst ausstrahlen. Wenn Sie das tun, hat sich schon viel verändert. Achten Sie auf Ihre Gedanken und füllen Sie sie mit freundlichen Inhalten. Man soll anderen helfen, aber um zu wissen wie, brauchen Sie ein hohes Bewusstsein, also viele Erfahrungen und Einsichten in die Zusammenhänge – und natürlich ein großes Herz.

Zuhörer: Aber muss man so lange zugucken, wie einer dem anderen wehtut?

Pero de Souza: Wir müssen dem Leid nicht zusehen, sondern das Bewusstsein der Menschen erhöhen. Ein Mensch mit höherem Bewusstsein tut einem anderen nicht weh. Aber beginnen Sie selbst damit.

 

Sie entscheiden selbst

Ihre Gedanken sind wichtig! Sie sind Ihre Gedanken. Wie Sie denken, so werden Sie! Die hilfsbedürftigen Leute, die zu Buddha und den Rishis kamen, hatten verwirrte, schlechte, negative und falsche Gedanken. Deshalb waren sie traurige Menschen. Buddha hat das erkannt und sagte: Die Gedanken führen zu diesem Zustand. Aber natürlich können Gedanken auch zur Glückseligkeit führen.

Wollen Sie Leute um sich haben, die nicht denken? Menschen müssen denken. Sie müssen selbst entscheiden, wen Sie heiraten, ob Sie sich scheiden lassen, ob Sie Salat essen oder was Sie sonst alles tun. Fragen Sie andere nicht, was Sie tun sollen. Sonst gewöhnen Sie sich daran, nicht zu denken. Sie können mit anderen ein Problem oder einen Plan besprechen, aber entscheiden und Verantwortung tragen müssen Sie selbst. Sie schaffen das, wenn Sie Vertrauen zu sich haben, wenn Sie Ihr Selbstwertgefühl erhöhen. Darum geht es auf dem Weg der Lebensbejahung.

Tun Sie etwas! Sitzen Sie nicht in der Höhle! Sonst geht Ihr Selbstwertgefühl ganz in den Keller. Lernen Sie! Je mehr Sie selbst entscheiden, umso besser. Aber dazu brauchen Sie ein Ziel. Und es muss erreichbar sein. Wenn Sie total niedergeschlagen sind, dann beginnen Sie mit kleinen, schnell erreichbaren Zielen, z. B. einen Brief schreiben, jemanden anrufen, ein neues Rezept ausprobieren und vielen kleinen Dingen, damit Sie Erfolge erleben können. Das erhöht langsam Ihr Selbstwertgefühl.

Später kann man langfristige Ziele stecken, z.B. wollen Sie etwas lernen. Wenn das Ziel gesteckt ist, streben Sie kontinuierlich danach. Sollte sich herausstellen, dass das Ziel zu hoch oder zu weit gesteckt ist, dann ändern Sie es. Es muss nach Ihren eigenen Möglichkeiten erreichbar sein.

Sehen Sie, was für Eigenschaften Sie haben. Gott hat Ihnen Talente gegeben. Sie sollen damit großzügig umgehen und sie nicht verkümmern lassen. In der Bibel steht eine Geschichte darüber. Ihre Quintessenz ist: Wer viel hat, der bekommt noch mehr dazu. Wer wenig hat, dem wird auch das noch genommen. Das ist eine sehr große Wahrheit. Wählen Sie sich ein Ziel und streben Sie danach, es zu erfüllen. Das Ziel soll Ihnen Zufriedenheit geben. Sie sollen damit glücklich werden.

 

Meditation

Wenn Sie merken, dass ein Ziel falsch war, können Sie es immer wechseln. Ziele sind erreichbar. Wenn es nicht so ist, haben Sie etwas falsch gemacht – entweder das falsche Ziel oder einen Fehler bei der Durchführung. Schalten Sie die Vernunft ein und finden Sie heraus, was falsch war, und ändern Sie dann den Fehler konsequent. Beschuldigen Sie nicht die anderen, sondern finden Sie Ihre eigenen Fehler heraus. Ihre Fehler können Sie korrigieren! Gerade in diesem Fall gilt also: Gedanken einschalten, nicht ausschalten! Wenn Sie aber total verwirrt und am Boden zerstört sind, dann meditieren oder beten Sie! Gedanken erst mal ausschalten, sich beruhigen, die Last entfernen.Aber die Probleme gehen so nicht weg. Durch Meditation lernt man, Gedanken zu beruhigen und zu konzentrieren. Dann kann man die Probleme besser bearbeiten und lösen.

 

Kontakt zum Superbewusstsein

Außerdem kann durch Meditation die Lösung des Problems kommen. Das kann aber erst dann geschehen, wenn Sie ausführlich über alle Aspekte des Problems nachgedacht und alle Alternativen analysiert haben. Wenn Sie jetzt nicht weiterkommen – dann können Sie meditieren oder etwas anderes tun, z.B. spazieren gehen oder Fußball spielen. Dann kommt die Lösung plötzlich. Aber was hat zur Lösung geführt? Die Gedankenarbeit vorher! Jetzt sind alle Teile des Puzzles vorhanden, und Sie können nun Zugang zum Superbewusstsein finden. Das gibt Ihnen die Integration der Teile. Sie haben Ihr Bewusstsein zunächst intensiv benutzt und nun schalten Sie es aus und entspannen sich. Das Bewusstsein wird an das Superbewusstsein angeschlossen, und die Lösung kommt plötzlich – besonders wenn Sie kein Blatt Papier bei sich haben.

Die Lösung scheint so selbstverständlich zu sein, dass man denkt, man wird sie nicht mehr vergessen. Aber das ist ein Irrtum. Also immer gleich aufschreiben. Das ist das Geheimnis aller schöpferischen Tätigkeiten.

Nachdem man alle Aspekte gedanklich zusammengetragen hat, kommt die Lösung ‘im Schlaf ’. Erst die Gedanken intensiv einschalten, dann ausschalten. Christus sagte: »Sie werden die Werke auch tun, die ich tue, und Sie werden sogar größere als diese tun.«

 

Die Kraft der Gedanken

Vor Problemen zu fliehen ist nicht lohnend. Dabei muss zu viel unterdrückt werden. Nur indem man es durchlebt, kann man frei davon werden. Das geschieht durch Bewusstheit. Dann lernen Sie, die Welt zu verstehen und gute Werte in sich zu entwickeln. Dadurch werden Sie selbst zu einer Quelle der Freude und Liebe auf dieser Welt. Dann folgen Sie Christus und tun Seine Taten. Dann verwandeln Sie sich zu dem Menschen, der Sie sein können. Ihre negativen Einstellungen verlieren ihre Kraft. Wenn Sie sie aber nur einfach unterdrücken, kommen sie wieder hoch, und zwar stärker als zuvor!

Unsere Gedanken können uns erheben oder herunterziehen. Sie werden, was Sie denken! Seien Sie deshalb aufmerksam gegenüber dem, was Sie denken!

Wenn ein Geschäftsmann erfolgreich ist, entsteht das nur aus seinen Gedanken. Oder Sie können erhaben sein wie Thomas von Aquin. Sein Erfolg kommt wegen seiner erhabenen Gedanken. Oder Sie können ein kreativer Mensch sein, ein Maler oder Schriftsteller, Ihr Erfolg entsteht wegen Ihrer Gedanken. Wenn Sie ein Gangster sind, dann sind Sie es auch wegen Ihrer Gedanken. Bemühen Sie sich also, Verantwortung für Ihre Gedanken zu übernehmen. Wenn Sie Erfolg haben, wird es wegen Ihrer Gedanken sein. Alles, was Sie tun, bereiten Sie in Ihren Gedanken vor. Jeder Plan, jede Hoffnung, jede Absicht entsteht dort. Jedes Gefühl nimmt seinen Ausgang in Ihrem Geiste und so lenkt der Geist alle Schritte, die Sie in Ihrem Leben gehen werden. Schauen Sie sich Ihre Gedanken an: sind es die Gedanken des Menschen, der Sie sein wollen? Dies ist der Weg der Lebensbejahung.

 

Dialog

Zuhörer: Aber das ist ja das Schwierige: die Gedanken so auf Hochtouren zu bringen. Das ist eine Anstrengung.

Pedro de Souza: Ja, das ist eine Anstrengung. Deshalb sagen die Gurus: »Nicht denken«, und die Leute sind froh. Aber alles Wertvolle hat seinen Preis.

Zuhörer: Insofern gehört doch ein gewisser Ehrgeiz dazu, sonst wird das Denk-Instrument nicht brillant.

Pedro de Souza: Ja, natürlich! Ehrgeiz ist in Ordnung. Benutzen Sie Ihren Kopf und bringen Sie ihn auf Hochtouren. Sie allein sind für Ihren Charakter und Ihr Schicksal verantwortlich! Sie können sich Rat von anderen holen. Aber die können nicht verantwortlich für Ihren Erfolg gemacht werden. Sie allein sind dafür zuständig.

 

Höhen und Tiefen

Sie brauchen nicht zu versuchen, immer Erfolg zu haben. Im Leben gibt es immer Höhen und Tiefen. Wichtig ist, einen langfristigen Erfolg zu haben. Nach jedem Jahr können Sie erleben, dass Ihre Kurve nach oben gestiegen ist. Ihre Höhen sind höher und Ihre Tiefen nicht mehr so überwältigend. Und glauben Sie nicht, dass Sie immer versagen werden, weil Sie einmal versagt haben. Sie sind ein Perfektionist, deshalb sind sie sehr traurig und beschuldigen sich, weil Sie Misserfolg hatten. Dann wollen Sie der Welt entsagen und ziehen sich aus dem Leben zurück. Das aber ist nicht richtig. Jeder kennt das Versagen. Ohne Versagen kann man nicht zu Erfolg kommen. Durch Versagen lernt man. Versuchen Sie aber nicht, Schleichwege zu finden. Sie müssen bereit sein, zu arbeiten. Die Erfolgreichen haben viel gearbeitet. Wenn Sie sagen: »Er hatte Talent, er hatte Glück« – Nein! – Das ist es nicht, sondern er hatte viel gearbeitet. Aber das sehen Sie nicht! Sie sehen nur seine Erfolge. Dann fühlen Sie sich von der Welt betrogen.

 

Dialog

Zuhörer: Sollen wir dann möglichst viel arbeiten?

Pedro de Souza: Es geht nicht darum, möglichst viel zu arbeiten. Es geht darum, dass Sie Ihren Zielen nachgehen und dadurch Freude am Leben haben. Arbeiten Sie gewissenhaft und verfolgen Sie Ihre Ziele. Überlegen Sie sich eine sinnvolle Vorgehensweise und optimieren Sie Ihre Pläne immer wieder nach den neuen Gegebenheiten. Machen Sie alles bewusst. Danken Sie Gott für Ihre Talente und Ihren Wohlstand und für die Möglichkeit, Ihre Talente auszuüben.

 

Die drei Aspekte der Bejahung: 1. Bewusstheit

Was lehren wir in der Philosophie der Bejahung des Lebens? Bewusstheit, Liebe und Logik. Das ist unser Anfang. Sprechen wir zuerst über Bewusstheit:

Christus hatte von Bewusstheit und Liebe gesprochen. »Seid wach«, lehrte er, »und liebt Gott und eure Nächsten wie euch selbst.« Wenn Sie nicht bewusst sind, dann können Sie Gott nicht erfahren.

Wenn Sie viel meditieren, dann können Sie ausgeglichener sein. Das kennzeichnet aber Ihren Bewusstseinszustand nicht. Das ist nicht Spiritualität. Sie zeigen nur, dass Sie viel geübt haben. Das ist alles.

Als König Midas jahrelang meditiert hatte, kam ein Engel vom Jenseits und fragte ihn, was er sich wünsche.

Er hatte Wünsche, was gut ist. Aber Sie brauchen dabei auch Bewusstheit. Durch Bewusstheit können Sie sich viele negative Erfahrungen ersparen.

König Midas wünschte sich: »Alles, was ich anfasse, soll in Gold umgewandelt werden. Dann bin ich der reichste Mann der Welt«. Dieser Wunsch wurde ihm erfüllt.

Aber ist er dadurch glücklich geworden?

Er hatte seine Tochter berührt, und sie wurde in Gold umgewandelt.

Jetzt hatte er plötzlich keine Freude mehr an Gold.

Selbst wenn Sie z.B. beim Handeln gute Absichten haben, können Sie mehr Schaden anrichten als Gutes zu tun.

Einmal saß ein Affe am Strand des Meeres und versuchte, die Fische aus dem Wasser zu holen. Da kam eine Katze vorbei und fragte ihn, warum er das denn tue. Darauf antwortete der Affe: »Oh, das ist ganz einfach. Ich rette die Fische vor dem Ertrinken.«

Wenn Sie keine Bewusstheit haben – bitte nichts Gutes tun! Sie könnten Schaden anrichten!

Bewusstheit heißt, seine Handlungen zu beobachten, aber vor allem, zu wissen, was man denkt.

Oder Sie werden wie Prokrustes. Er hatte ein Hotel mit nur einem Bett. Aber jeder Gast würde hineinpassen, sagte er. Wenn er zu klein wäre, würden seine Beine gestreckt, wenn er zu lang wäre, würden sie abgehackt. Das ist eine prokrustianische Lösung.

Das tun wir. Wir sehen nicht die individuellen Eigenschaften, sondern wir geben einen Anzug für alles. Bewusstheit bedeutet aber, die Realität sehen und verstehen zu lernen, anstatt sie sich so zurechtzulegen, wie es uns angenehm ist.

 

Die drei Aspekte der Bejahung: 2. Logik

Wir können die Welt nur so nehmen, wie sie ist. Deshalb ist Logik wichtig.

Ein Hase ging durch den Wald und traf einen Wolfshund. »Was bist du denn für ein Tier?«, fragte er ihn. »Ich bin ein Wolfshund. Mein Vater war ein Wolf, und meine Mutter war ein Hund.« Der Hase hoppelte weiter und traf einen Maulesel. »Was bist du denn für ein Tier?«, wollte er wieder wissen. »Ich bin ein Maulesel. Mein Vater war ein Pferd, und meine Mutter war ein Esel.« Da traf der Hase noch ein anderes Tier. »Was bist du denn für ein Tier?«, fragte er es. »Ich bin ein Ameisenbär!« »Das glaube ich nicht!«, sagte der Hase da aus tiefster Überzeugung.

Der Hase hatte falsche Logik. Ohne Logik können Sie die Welt nicht verstehen und Bewusstheit entwickeln.

Jedoch gibt es etwas jenseits von Logik. Das ist das Wesen der Dinge.

Durch Logik gewinnen wir Argumente, die zur Wahrheit führen. Aber es gibt höhere Wahrheiten, die nicht durch Argumente bewiesen oder hergeleitet und die von der Logik auch nicht verstanden werden können. Das heißt aber nicht, dass Logik sinnlos ist.

Es war einmal ein Schiff. Es hieß »MS Logik.« Auf dem Schiff lebte ein Vogel. Er suchte das Land. Immer wieder flog er weg vom Schiff, aber nicht zu weit, damit er das Schiff jederzeit wieder erreichen konnte.

So sollten Sie mit Logik umgehen. Mit einem verwirrten Kopf können Sie nicht zu Gott kommen. Wenn Sie Logik benutzen, dann haben Sie eine Orientierung in der Realität. Logik schützt Sie vor Verwirrung. Wenn Sie allerdings zum Wesen der Dinge vordringen, dann ist das jenseits von Logik. Logik kann dieses höhere Sein nicht erklären. Ich gebe Ihnen ein Beispiel für eine solche höhere Wahrheit:

»Wir sind göttliche Wesen, die eine menschliche Erfahrung suchen.« Wir sind nicht Menschen, die Gott suchen, sondern umgekehrt. Das können Sie nicht mit Logik erklären. Das ist eine andere Wahrheit. Die Logik fragt: »Warum werden wir hier als Menschen geboren?« Weil der Geist Erfahrung braucht. Der Mind fragt: »Warum brauchen wir Erfahrungen in einem Körper? Können wir Erfahrungen nicht auch in der geistigen Welt sammeln?«

Logik ist für die intellektuelle Ebene zuständig. Sie soll Sie vor Irrtümern schützen. Nur dann können Sie in die spirituelle Sphäre eindringen. Sie verlieren dann nicht Ihren Bezug zur Realität. Ihre Wurzeln sind tief in der Erde verankert, aber Sie haben Flügel für den Himmel. Je höher der Baum ist, umso tiefer gehen die Wurzeln. Je spiritueller Sie sind, umso mehr Logik müssen Sie benutzen.

Viele Menschen reden Unsinn. Wenn wir sie nicht verstehen, halten wir sie vielleicht für sehr weise. Wo ist die Grenze? Nur weil Logik missbraucht werden kann, heißt das nicht, dass man sie ausschalten sollte. Feuer kann das Haus verbrennen. Trotzdem benutzen wir es, um schöne Mahlzeiten zu kochen. Alles kann gefährlich sein und missbraucht werden.

 

Die drei Aspekte der Bejahung: 3. Liebe

Um die Dinge richtig zu benutzen, brauchen wir auch Liebe. Man muss in der Lage sein, Liebe zu empfangen und Liebe zu geben. Aber es ist nicht leicht, Liebe zu empfangen. Wenn z.B. einer zu viel Liebe gibt, dann zieht sich der andere zurück oder geht weg. Wenn der Mann zu viel Liebe zeigt, sagt die Frau: »Deine Liebe brauche ich nicht. Ich bin unabhängig von deiner Liebe. Aber wenn du mir Liebe geben willst, dann bin ich großzügig genug, sie zu empfangen. Ich tue dir den Gefallen.« Es ist schwierig, wenn beide im gleichen Maße Liebe geben und empfangen. Immer ist es möglich, dass sich einer davor erschreckt und sich eingeengt fühlt. Viele Männer fühlen sich von der Liebe ihrer Frau eingeengt. Sie kommt ihnen zu nahe.

Jesus hatte Durst und kam zu einem Brunnen. Dort war eine Samariterin. Jesus bat sie um Wasser. Sie wunderte sich, weil die Juden mit Leuten aus Samaria gewöhnlich nichts zu tun haben wollten. Jesus sagte zu ihr, sie könne ihm nur Wasser geben, nach dem man wieder durstig werde. Er aber könne ihr Wasser geben, das ihren Durst auf ewig stillen und einen Brunnen des ewigen Lebens in ihr schaffen könne. Jesus wollte ihr etwas geben, aber das konnte sie nicht akzeptieren, weil es sie klein machen würde. Deshalb bat Jesus sie um eine Kleinigkeit. Sie sollte ihm Wasser geben. Dann fühlte sie sich nicht klein und war in der Lage, die Liebe Christi entgegenzunehmen.

 

Dialog

Pedro de Souza: Es ist schwierig, bewusst zu sein, zu lieben und Liebe zu empfangen. Sie brauchen Zeit, um das zu üben.

Zuhörer: Oft hat man ja gar keine Gelegenheit dazu.

Pedro de Souza: Ach, Sie haben immer die Möglichkeit gehabt! Sie waren die Samariterin, und Christus war da und hat um Wasser gebeten und hat Ihnen das Wasser des ewigen Lebens angeboten. Aber Sie haben nicht begriffen. In der alten Tradition und in den alten Ritualen ist alles sicher. Aber wenn eine neue Idee kommt, dann sind Sie unsicher wie diese Frau am Brunnen. »Ist dein Brunnen besser als der von Jakob? Du hast kein Seil, wie willst du schöpfen?« »Bist du größer als Moses?« Was soll Christus antworten?

Zuhörer: Christus hatte gesagt, dass Moses das Gesetz gebracht habe und er gekommen sei, um das Gesetz durch die Liebe zu erfüllen.

Pedro de Souza: Am Anfang war es notwendig, dass die Menschen Gesetze hatten; denn sie waren noch nicht so weit entwickelt. Wenigstens äußerlich mussten sie diesen Gesetzen gehorchen, auch wenn es noch nicht von Herzen kam. Innen konnten sie denken, was sie wollten. Christus sagte dann, auch in Gedanken dürfe man keine schlechten Dinge tun. Manchmal musste Christus schwierige Fragen beantworten. Aber er hatte genug Bewusstheit dazu.

Die Frager wollten sehen, ob er gegen Mose war. Nach dem Gesetz des Mose musste eine Ehebrecherin gesteinigt werden. Die Leute und die Gelehrten standen dabei. Jetzt war eine wunderbare Gelegenheit, Christus zu überführen. Er redete von Liebe und konnte deshalb nicht für Steinigung sein. Aber das ging gegen Mose. Da sagte Christus: »Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein!« Da verschwanden die Leute einer nach dem anderen. Christus schrieb dabei auf den Boden. Warum? Er wollte die Leute nicht weiter provozieren. – Lesen Sie das Neue Testament! Und lesen Sie es anders.

 

Liebe

Liebe ist zwar abstrakt, aber Liebe verstehen alle, sogar Tiere. In der Universität wurden Experimente mit verschiedenen Gruppen von Kaninchen gemacht. Sie bekamen alle eine fettreiche Diät, weil die Ärzte sehen wollten, ob das den Cholesterinspiegel beeinflussen würde oder nicht. In allen Fällen war der Cholesterinspiegel erhöht, außer bei einer Gruppe. Sie hatten die gleiche schlechte Ernährung bekommen. Was war die Ursache?

Der Student, von dem sie das Futter bekamen, hat sie immer vorher auf den Arm genommen und gestreichelt. Das Immunsystem des Kaninchens reagierte auf die menschliche Liebe. Die Liebe kann das Immunsystem verstärken, auch Ihr eigenes Immunsystem. Wenn man mit Ihnen schreit und brüllt, werden Sie krank. Wenn man liebevoll zu Ihnen ist, bleiben Sie gesund. Das heißt, seien Sie liebevoll! Seien Sie selbst liebevoll zu sich! Habe ich etwas Neues gesagt?

  

Selbstreflexion 

Ereignisse sind da. Was müssen Sie machen? Die Ereignisse können Sie nicht kontrollieren, aber Sie können Ihre Einstellung zu diesen Ereignissen kontrollieren. Ihre Gedanken können Sie kontrollieren. Das liegt in Ihrer Hand. Fast alles andere liegt nicht in Ihren Händen.

Sie müssen Ihre Gedanken und deren Folgen in der Praxis beobachten. Dann können Sie sehen, welche Gedanken in ihrer Folge nicht gut für Sie sind. Sie ersetzen die negativen Gedanken durch positive Gedanken. Aber Sie können die Gedanken nur dann ersetzen, wenn Sie sie beobachtet haben. Und wenn Sie die Gedanken verändert haben, verändern sich auch die Gefühle, weil die Gefühle von den Gedanken abhängig sind. Wenn Sie Ihre Gefühle steuern wollen, müssen Sie Ihre Gedanken ändern. Wenn Sie vorher deprimiert waren und jetzt die neuen Gedanken eingeführt haben, dann ist die Depression nicht sofort weg. Das dauert.

Wenn Sie in der Wüste sind und jemand zeigt Ihnen den Weg aus der Wüste, dann wird es nicht sofort kühler.

Die Depression kommt, weil Sie auf Ihre Gedanken nicht aufgepasst haben. Ihr Mann hat Sie verlassen. Schon sagen Sie: »Andere Frauen sind schöner als ich. Ich bin nicht begehrenswert. Ich habe mich falsch verhalten.« usw. usw. Die Folge ist eine Depression. Sie sind in der Wüste. Ändern Sie Ihre Gedanken: »Ich bin jung, ich bin schön, ich bin begehrenswert.« Dann gehen Sie in die richtige Richtung. Mit der Zeit wird es kühler werden.

 

Eine Postkarte von Gott

Wenn Sie Bewusstheit haben, dann sind Sie begeistert, alles ist wundervoll, jede Blume am Weg bringt Ihnen Freude. Ein Feuer der Freude ist in Ihnen entfacht. Alles, was Sie sehen, ist ein Lob der Schöpfung. Wenn Sie nicht bewusst sind, merken Sie das alles nicht. Dann sehen Sie die Welt eng, und Sie fühlen sich klein und hässlich. Der Welt muss dann entsagt werden.

Höheres Bewusstsein bedeutet Freude im Leben. Natürlich spüren Sie auch das Leid, wenn Sie Leid sehen, und Sie versuchen, etwas dagegen zu tun. Freude heißt nicht, dass Sie gegen das Leid der anderen verschlossen sind. Im Gegenteil! Sie können das Leid tiefer empfinden. Und Sie können auch etwas dagegen tun, aber erst, wenn Sie Ihr Bewusstsein erhöht haben. Sonst werden Sie den Fisch vor dem Ertrinken retten und ihn auf den Strand werfen.

Jeden Tag gibt es neue Wunder. Jedes Mal, wenn Sie jemandem verziehen haben, wenn Sie zu jemandem liebevoll waren, dann haben Sie ein Wunder vollbracht. Wunder heißt, dass sie die Welt und das Verhalten der Menschen anders – liebevoll – interpretieren. Die Welt ist die gleiche, nur sehen Sie sie nicht mehr mit Ihrer jetzigen Interpretation, sondern mit Christusbewusstsein. Dann ist die Welt anders und zwar sehr schön! Jedes Blatt ist voll Freude. Jede Blume lacht und spricht zu Ihnen. Jede Blume ist eine Liebeserklärung von Gott an Sie. Aber Sie lesen Gottes Postkarten nicht. Sie gehen daran vorbei. Sie bemerken diese Schönheit nicht.

Bewusstheit, die Bejahung des Lebens, heißt, dass Sie froh sein werden. Und wenn Sie froh sind, bringen Sie Freude zu anderen Menschen. Das ist wie eine Kettenreaktion. Dann lacht die ganze Welt und ist froh.

In der Philosophie der Verneinung des Lebens kriegen Sie Sympathie, wenn Sie weinen. Wenn Sie lachen, fragt man: Was ist los mit dir? Man glaubt, da sei etwas verkehrt. Aber was soll verkehrt daran sein, zu lachen? Wunder sind überall. Durch Bewusstheit und die Prinzipien der Bejahung des Lebens werden Sie ihrer immer häufiger gewahr werden.

 

(…)