(aus „Die Johannes-Herodes-Gespräche“ )
https://pedrodesouza.blog/die-johannes-herodes-gespraeche/
(…)
Johannes: „Als Tetrarch musst du ein Vorbild sein. Du musst geradlinig sein und nach den höchsten ethischen Prinzipien leben. Du dienst dem Volk, indem du für seine Sicherheit sorgst und das Recht auf Leben und Eigentum gewährleistest. Also erhöhe das Gehalt der Polizei um ein Vierfaches und das der Richter um ein Zehnfaches. Alle anderen Ausgaben müssen aufgehoben werden.“
Herodes: „Warum?“
Johannes: „Du hast nur eine legitime Pflicht: Ordnung und Sicherheit für die Bürger zu schaffen. Die Straßen müssen für Frauen und Kinder sicher sein. Unseren Besitz musst du vor Plünderern schützen. Um Ordnung und Sicherheit zu gewährleisten, brauchen wir integere und geradlinige Polizisten und Richter, die hoch bezahlt werden müssen. Wenn sie schlecht bezahlt sind, werden sie ihre Arbeit nicht gewissenhaft machen.
Schütze nur unser Leben und unser Eigentum. Es ist nicht deine Pflicht, Schulen zu verwalten. Das kann Kosten sparender von privaten Pädagogen übernommen werden. Es ist nicht deine Pflicht, karitative Arbeit zu leisten, denn alles was du tust, ist, von Petrus zu nehmen, um an Paulus zu bezahlen. Übrigens, fast drei Viertel des Geldes wird für die Verwaltungskosten verwendet. Nur ein Viertel bekommen die Bedürftigen. Karitative Arbeit muss dem Bürger überlassen bleiben. Menschen sind grundsätzlich gut und hilfsbereit. Es ist auch nicht deine Aufgabe, einen Zirkus zu organisieren. Und – halte deine Terror-Bürokraten auf.“
Herodes: „Wir sind nicht autokratisch oder diktatorisch.“
Johannes: „Wir erkennen einen Autokraten daran, dass das Volk die Polizei fürchtet. In einer Diktatur fürchten sich die Menschen vor der Polizei. In einem Rechtsstaat schätzen und respektieren die Menschen die Polizei.“
Herodes: „Ach, hör auf, bitte!“
Johannes: „Ich bin frei und habe Redefreiheit.“
Herodes: „Ich habe gesagt, du bist frei, alles zu sagen. Aber sprich nicht von der Wahrheit!“
Johannes: „Deine Terrorkraten belästigen die Menschen. Sie verlangen Schmiergeld für ihre Arbeit. Es ist schön, die Stärke eines Riesen zu haben. Aber sie auch zu verwenden wie ein Riese ist Tyrannei. Es ist nicht richtig, die Bürger ins Gefängnis zu werfen, nur weil dir ihre Meinungen nicht gefallen. Oder wenn du nur den Verdacht hast, sie hätten ein Verbrechen begangen.“
Herodes: „Sie können nicht beweisen, dass sie unschuldig sind!“
Johannes: „Ein freier Bürger hat nicht die Pflicht, zu beweisen, dass er unschuldig ist. Wenn du ihn z.B. wegen Diebstahl anzeigst, dann kann er nicht beweisen, dass er den Diebstahl nicht begangen hat. Es ist also deine Pflicht, zu beweisen, dass er schuldig ist, bevor du ihn verurteilst.“
Herodias betritt den Raum.
Sie sagt: „Jannes, mein Mann weiß, was seine Pflicht ist. Er ist der Vertreter des Volks. Als Vertreter des Volkes ist es seine Pflicht, zu bestimmen, was die Bürger sagen und tun müssen. Die Bürger, besonders die Intellektuellen und Gelehrten, sind politisch sehr naiv. Also hör bitte auf, meinem Mann zu erzählen, was er tun soll.“
Johannes: „Herodes ist der Vertreter des Volkes. Und es ist das Volk, das seinem Vertreter sagen muss, was dieser zu tun hat, nicht umgekehrt.“
Und Johannes wandte sich um und verließ Herodes.
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