Pedro de Souza

Glückliche Kommunikation mit Kindern

 

 Warum Kinder rebellieren

Kinder lernen viel durch Nachahmen. Die Erwachsenen müssen deshalb vorbildliche Rollenmodelle sein. Kinder beobachten die Erwachsenen ganz genau.

Tun die Erwachsenen etwas anderes als sie predigen?

Kinder nehmen diese Heuchelei wahr. Sie merken, wenn die Erwachsenen heuchlerisch sind, wenn sie lügen.

Sie achten, respektieren die Erwachsenen dann innerlich nicht mehr und rebellieren.

Wenn Kinder die Erwachsenen nicht respektieren, werden sie ihnen nicht gehorchen und nicht bereit sein, von ihnen zu lernen.

 

Es gibt vier Wege, mit Kindern zu kommunizieren:
  1. Sie sind autoritär
  2. Sie sind antiautoritär
  3. Sie sind teils autoritär und teils antiautoritär
  4. Sie motivieren die Kinder durch richtige Kommunikationstechniken zum Lernen

 

Die heutigen Kinder sind unruhig. Die Lehrer finden es schwer, sie zu unterrichten.

Sie versuchen, die Kinder zum vernünftigen Benehmen zu motivieren, haben aber oft wenig Erfolg!

Je mehr Anweisungen die Lehrer geben, um so hartnäckiger werden die Schüler. An manchen Tagen sind die Lehrer ausgebrannt. Sie haben keine Geduld mehr, keine Energie und keine Kraft.

Was ist der Ausweg aus einer solchen Situation? Betrachten Sie die vier Wege und wählen Sie den besten Weg, um erfolgreich zu sein.

 

  1. Autoritäres Verhalten
  • Autoritäre Eltern/Erzieher bestrafen die Kinder. Nachteil ist, dass Strafen das antisoziale Benehmen nicht verhindern. Der Bestrafte wird schlauer, damit er nicht wieder so leicht ertappt wird. Ein bestraftes Kind wird sich nicht bemühen, verantwortlich und sozial zu sein, es versucht lediglich, vorsichtiger zu werden.
  • Irwin Hyman sagt in seinem Buch „Reading, Writing and the Hickory Stick“, dass vor allem körperliche Strafe die Kinder lehrt, dass Gewalt ein Mittel ist, Probleme zu lösen. Durch solche ’schwarze Pädagogik‘ können wir die Kinder nicht gut erziehen. Sie schadet der Würde des Kindes und so letztendlich der Gesellschaft, die insgesamt gewaltbereiter wird.
  • Bandura sagt in seinem Buch „Human Agency in Social Cognitive Theory“, dass Bestrafung weder unsoziales Benehmen ändert, noch den Wunsch erweckt, sich richtig zu benehmen. Der Wunsch, sich richtig zu benehmen, muss von innen kommen.
  • Autoritäres Verhalten senkt das Selbstwertgefühl der Kinder, weil sie körperlich oder emotional verletzt werden.

 

Körperlich werden Kinder durch Schlagen oder Ohrfeigen verletzt.

Noch schlimmer sind die anhaltenden Schäden durch emotionale Verletzungen.

 

Emotional werden Kinder auf verschiedene Arten verletzt.

  • Die Kinder werden in der Gegenwart anderer Freunde beleidigt oder klein gemacht.
  • Sie werden mit anderen, sich vorbildlicher verhaltenden Kindern verglichen.
  • Man gibt ihnen Spitznamen, macht ironische Bemerkungen, usw.
  • Kinder, die geschlagen werden, sind augenscheinlich gehorsam. Sie sind jedoch aus Angst gehorsam. Kontrolle kommt hier von außen statt von innen.
  • Strafen ruft Groll und Rachsucht hervor.
  • Kinder von autoritären Eltern spielen eher mit dem Gedanken, von zu Hause weg zu laufen.
  • Sie werden emotional verschlossen. Sie verdrängen ihre Gefühle.

 

  1. Antiautoritäres Verhalten

Die Erfahrung zeigt, dass antiautoritär erzogene Kinder rebellieren. Sie verachten ihre Eltern, weil diese ihnen keinen Halt geben. Antiautoritär erzogene Kinder sind unfähig, mit der Welt zurecht zu kommen. Kinder erwarten Führung. Sie wollen die Grenzen erkennen, um einen sicheren und stabilen Rahmen für ihre Entwicklung zu haben.

 

  1. Teils autoritäres, teils antiautoritäres Verhalten

Dieses Verhalten verunsichert die Kinder zutiefst. Sie sind haltlos. Sie sind einer Willkür ausgeliefert, die sie nicht einordnen können. Sie fühlen, dass die Erwachsenen sich nicht für sie interessieren und sogar ihre eigenen Gefühle an ihnen abreagieren. Sie werden weniger respektiert als ein Fremder. Also fühlen sie sich total fremd und ohne Beziehung zu anderen Menschen.

 

  1. Motivation zum Lernen und zur Bereitschaft, gutes Sozialverhalten zu praktizieren

Kinder können ihre innere Kraft der Selbstverantwortung entwickeln. Das Selbstwertgefühl des Schülers soll erhöht werden.

 

Tipps

Lassen Sie die Kinder aus ihren Fehlern lernen.

Oft weisen wir die Kinder auf Fehler hin. Wir sagen den Kindern, was sie nicht können, anstatt das, was sie können. Unsere Absichten sind gut, denn wir wollen verhindern, dass sie Fehler machen. Doch sollen die Kinder lernen, dass sie – wie die Lehrer – Menschen sind, die jeder Zeit Fehler machen dürfen. Dafür dürfen Kinder nicht beschimpft oder getadelt werden. Dann lernen sie, dass sie nicht minderwertiger sind, weil sie Probleme haben. Sie wissen, dass sie nicht verachtet werden, weil sie Fehler gemacht haben.

 

Schaffen Sie ein das Selbstwertgefühl aufbauendes Milieu.

Die Erwachsenen sollen mit den Kindern freundlich und respektvoll sprechen. Die Kinder werden sich ihnen gerne anvertrauen, wenn sie mit ihnen über ihre Probleme reden und Interesse und Verständnis zeigen.

Vermeiden Sie, den Kindern das Gefühl zu geben, dass sie nur dann respektiert werden, wenn sie sich richtig verhalten.

Kinder brauchen das Gefühl, dass sie immer respektiert werden. Immer, nicht nur, wenn sie sich richtig benehmen. Sie sollen sich sicher sein können, dass der Lehrer sie respektiert, auch dann, wenn das Verhalten oder Reden der Kinder ihm nicht gefällt. D.h., die Schüler spüren den Respekt des Lehrers, obwohl er ihr Benehmen missbilligt.

Fazit: Anerkennen Sie die Gefühle der Kinder und zeigen Sie Verständnis. Dann werden die Kinder sich selbst achten, sich emotional wohl fühlen und lernbereit sein.

 

Akzeptieren Sie die Gefühle der Kinder.

Um Kinder richtig zu motivieren, müssen wir ihr Selbstwertgefühl aufrecht erhalten. Wir erhalten das Selbstwertgefühl aufrecht, wenn wir die Gefühle der Kinder verstehen und akzeptieren. Wenn ihre Gefühle akzeptiert und verstanden werden, dann werden die Kinder sich selbst mögen. Wenn sie sich mögen, werden sie sich sozial verträglich benehmen. Wenn Kinder sich nicht mögen, werden sie sich nicht richtig sozialgerecht benehmen.

 

Gestehen Sie Ihre Fehler ein.

Seien Sie ehrlich, gestehen Sie Ihre Fehler ein. Dadurch lernen die Kinder, dass es in Ordnung ist, nicht unfehlbar zu sein.

Die Kinder wissen dann, dass auch Sie Fehler machen können. Sie lernen, dass Sie ein Mensch sind und kein Roboter.

 

Warum Kinder oft nicht lernbereit sind

Das Verhalten eines Schülers ist eine Reflexion seiner Gefühle. Der Lehrer sollte versuchen, die Gefühle des Schülers nicht zu verletzen. Dies kann oft schon durch ein falsches Wort geschehen. Mit richtigen Worten aber können die Gefühle der Schüler geschont werden.

 

Kommunikationsbeispiele

Es gibt viele Wege, mit Kindern respektvoll und wertschätzend zu sprechen. Hier einige Beispiele:

 

Das Problem schildern. Nicht Befehle geben!

Herr Schuld: „Tim, du hast den Boden schmutzig gemacht. Du hast Apfelsinenschalen auf den Boden geworfen.“

Herr Ironie: „Nur ein Genie wie du, Tim, konnte diese dumme Antwort geben.“

Mr. Right: „Der Lärm in der Klasse ist so laut, dass ich eure Antworten nicht verstehen kann.“

Mr. Right: „Tim, da liegen Apfelsinenschalen auf dem Boden.“

Mr. Right: „Tim, du hast hier addiert anstatt zu multiplizieren.“

 

Tim unterbricht den Lehrer bei einem Gespräch mit einem Kollegen.

Mr. Right: Ich unterhalte mich gerade mit einem Kollegen.“ (Er schildert die Situation.)

 

Geben Sie sachliche Mitteilungen.

Tims Diskette liegt auf dem Boden.

Herr Kleinmacher: „Welcher Idiot hat die Diskette auf dem Boden liegen gelassen?“

Mr. Right: „Tim, wenn jemand aus Versehen auf die Diskette tritt, wird sie kaputt gehen.“

 

Tim unterbricht den Lehrer im Gespräch.

Mr. Right: „Tim, wenn du mich unterbrichst, verliere ich den Faden.“ (Er gibt eine sachliche Mitteilung.)

Mr. Right: (freundlich): „Du unterbrichst mich gerade bei einem wichtigen Gespräch.“

 

Falsche Kommunikation  

Tim wollte an einer Theateraufführung in seiner Schule teilnehmen. Beim Vorsprechen war er jedoch durchgefallen und bekam keine Rolle.

Hier sind nun einige Beispiele für falsche Reaktionen auf den Vorfall:

Tim (weint): „OHH, ich bin nicht genommen worden, weil ich nicht begabt genug bin. Dabei macht mir Theaterspielen solchen Spaß. Ich hätte so gerne mitgespielt!“

Herr Verteidiger: „Tim, der Lehrer wollte ein erfolgreiches Spiel aufführen. Er musste entscheiden, wer für die Rollen geeignet ist und wer nicht. Es ist ihm sicher schwergefallen, dich abzulehnen.“

 

Tim: „Sie sind gegen mich, sie stehen auf der Seite des Lehrers.“

Herr Mitleid: „Schade, du Ärmster! Es tut mir weh. Du warst nicht gut genug. Oje!“

Tim: „Ich tauge nichts.“

 

Herr Psycho: „Tim, Du wolltest unbewusst nicht mitspielen. Du hast unbewusst alles dafür getan, dich selbst zu sabotieren.“

Tim: „Nächstes Mal erzähle ich Ihnen nichts.“

 

Herr Guru: „Tim, im früheren Leben warst du der Lehrer und der Lehrer dein Schüler. Du warst es damals, der ihn abgelehnt hat. In diesem Leben nun lehnt er dich ab. Das ist Karma. Du musst das akzeptieren.“

Tim: „Ich bin böse.“

 

Herr Sauertrauben: „Tim, die Teilnahme war ganz unwichtig. Jetzt hast du mehr freie Zeit zur Verfügung. Du hast mehr Zeit zu lernen. Es gibt wichtigere Dinge, als Theater zu spielen.“

Tim: „Das ist für mich kein Trost.“

 

Herr Prophet: „Tim, keine Rolle bekommen? Du wirst auch in Hollywood nicht genommen werden. Du bist ein Pechvogel. Du wirst nie ein erfolgreicher Mann sein.“

Tim: „Ich werde immer verlieren. Ich brauche es gar nicht erst zu versuchen.“

 

Herr Vergleich: „Tim, du bist eben nicht so gut wie Jim oder Jack.“

Tim: „Alle anderen sind begabt. Nur ich bin klein und dumm.“

 

Herr Ironie: „Tim, du bist nicht aufgenommen worden, weil du ein Genie, ein Weltstar bist. Ein Weltstar wie du sollte sich darüber nicht aufregen.“

Tim: „Ich hasse Sie.“

 

Herr Kalt: „Tim, hau ab. Das ist dein Problem. Ich habe keine Zeit, mich um dich zu kümmern. Ich habe meine eigenen Probleme.“

Tim: „Niemand hat Zeit für mich. Gehorsam ist jetzt gestrichen. Ich bin so sauer. Immer werde ich bestraft. Keiner interessiert sich für meine Gefühle. Den Erwachsenen fällt nichts anderes ein, als mich zu beschimpfen. Keiner hört mir zu. Wenn mir doch nur einmal einer zuhören würde und sich für meine Gefühle interessieren würde. Das würde viel ändern, da bin ich sicher. Ich würde gerne mit meinen Eltern oder Lehrern über meine Probleme sprechen. Ich hätte gerne ihren Rat und ihre Hilfe und ihr Verständnis. Wer sonst könnte für mich da sein, wenn nicht sie? Aber jetzt ist’s aus. Denen werde ich es zeigen. Ich werde Drogen nehmen.“

 

Herr Verdränger: „Tim, vergiß es. Die Welt geht nicht unter. Du brauchst nicht traurig zu sein. Lach einfach darüber.“

Tim: „Sie wollen bestimmen, wie ich mich zu fühlen habe?“

 

Herr Philosoph: „Tim, im Leben kann man nicht immer gewinnen. Heute so, morgen so. Sei ein guter Verlierer.“

Tim: „Sie verstehen mich nicht.“

 

Herr Schuld: „Tim, du bist faul. Du erledigst deine Hausaufgaben nicht. Wenn man dich genommen hätte, hättest du noch weniger Hausaufgaben gemacht.“

Tim: „Ich bin nicht fleißig.“

 

Herr Feldwebel: „Tim, hör zu! Nicht jammern! Mach deine Hausaufgaben! Konzentriere dich auf deine Lektionen! Roger?!“

Tim: „Ich tue nicht, was Sie mir sagen.“

 

Sankt Heilig: „Tim, ich selbst bin immer von meinem Lehrer für das Theater gewählt worden. Ich hatte immer fleißig gelernt, deshalb! Ich habe meine Hausaufgaben regelmäßig gemacht. Ich habe nie geschwätzt im Unterricht wie du. Aber du bist auch nicht intelligent. Kein Wunder, dass der Lehrer dich nicht genommen hat. Wenn du durchfällst, hättest du behauptest, dass du mit dem Theater beschäftigt gewesen warst.“

Tim: „Ich bin doof.“

Anmerkung: Wenn der Lehrer die Schüler für intelligent hält, werden diese bessere Noten schreiben. Wenn er sie für doof hält, werden sie schlechtere Noten schreiben.

 

Herr Drohung: „Tim, hör auf, zu weinen. Sonst schmeiße ich dich raus. Mach gefälligst nicht so ein langes Gesicht.“

Tim: „Ich bin doch so traurig. Natürlich mache ich ein langes Gesicht.“

 

Herr Spitzname: „Tim, du bist ein Schwachkopf, ein Esel. Du kannst nichts auswendig lernen. Nicht jeder kann ein Schauspieler werden.“

Tim: „Ich habe kein Talent.“

 

Sankt Spirituell: „Tim, beachte deine Gefühle gar nicht. Die haben nichts zu tun mit deinem wahren Selbst. Konzentriere dich auf das Nichts. Zeig keine Emotionen, egal ob du gelobt wirst, einen Preis gewinnst oder ob du getreten oder verleumdet wirst. Alles ist gleich unwichtig. All das sind nur vorübergehende Illusionen.“

Tim: „Ich scheine nicht zu existieren.“

 

Herr Widerspruch: „Tim, der Lehrer sagte, du bist nicht begabt genug? Wieso? Keiner ist begabter als du!“

Tim: „Ich bin und ich bin nicht? Nichts hat Bedeutung und Bestand. Wozu sich dann anstrengen?“

 

Was nun?

Anerkennen Sie zunächst die Gefühle der Kinder.

Mr. Right: „Tim, du hattest dich auf eine Rolle in dem Spiel gefreut. Du hast gedacht, du würdest angenommen werden. Es war ein großer Schock für dich, zu erfahren, dass du nicht angenommen wurdest.“

Tim: „Ja, stimmt. Das war ein Schock für mich. Das tut gut, dass mich einer wirklich versteht.“

 

Richtig motivieren durch praktische Kommunikationstechniken

Hier einige Vorschläge, wie Sie richtig mit den Schülern kommunizieren können. Richtige Kommunikation hilft:

  • Aggression und Rebellion der Schüler abzubauen und die Lust am Lernen zu wecken
  • Grenzen zu setzen, ohne autoritär zu sein
  • Richtig zu loben und
  • Richtig zu kritisieren

 

Aggressionen und Rebellion der Schüler abbauen

Heutzutage sind die Kinder oft vernachlässigt und gestresst. Die Eltern haben wenig Zeit für die Kinder. Oder sie sind geschieden und die Kinder leiden darunter. Es ist wichtig mit den Kindern richtig zu sprechen, damit deren Stress nicht noch verstärkt wird.

 

Herr Feldwebel (schreit): „Ruhe! Hier wird nicht geschrien. Wie oft soll ich das noch sagen?“

Schüler: „Wir sind ja keine Sklaven. Wir schreien solange wir wollen.“

 

Tim schreibt auf die Wand.

Herr Feldwebel: „Tim, es wird nicht auf die Wand geschrieben. Ist das klar?“

Mr. Right: (in einem freundlichen Ton) „Tim, wir schreiben nicht auf die Wand. Hier ist Papier. Wir schreiben auf Papier.“

 

Prinzipien

Alternativen anbieten

Tim hatte seine Vokabeln nicht gelernt.

Herr Prophet: „Tim, Du hast die französischen Vokabeln noch nicht auswendig gelernt. Wenn Du so weiter machst, wird es Jahrzehnte dauern, bis du französisch lernst.“

Mr. Right: „Ich weiß, es ist schwierig und langweilig, Vokabeln auswendig zu lernen. Brauchst du mehr Zeit dafür, oder möchtest du, dass ich dir Mnemonik als Hilfsmittel gebe?“

 

Tim unterbricht den Lehrer bei einem Gespräch mit einem Kollegen.

Mr. Right: „Du kannst warten, bis wir fertig gesprochen haben oder mir eine Notiz ins Fach legen.“

 

 

Eine Geste benutzen

Tims Buch liegt auf dem Boden. Er weiß es aber nicht und sucht es überall.

Herr Feldwebel: „Achtung! Tim, nimm sofort das Buch vom Boden. Und nächstes Mal wird besser auf das Buch aufgepasst!“

Mr. Right: lenkt Tims Aufmerksamkeit freundlich hilfsbereit mit dem Zeigefinger auf das am Boden liegende Buch.

 

Die Achtsamkeit mit einem oder wenigen Worten lenken

Mr. Right: „Tim, dein Buch.“ Und er macht zusätzlich eine Geste mit der Hand.

 

Tim vergisst, die I-Punkte auf das I zu schreiben.

Mr. Right:: „Tim, die I-Pünktchen!“

 

Die Kinder sitzen in einem Stuhlkreis und unterhalten sich über ein Thema. Tim spricht über etwas, das nicht zum Thema gehört.

Mr. Right: (freundlich): „Tim, das Thema.“

 

Die eigenen Gefühle mitteilen

Die Schüler reden mit einander.

Herr Beleidiger: „Haltet eure Klappe. Ihr seid sehr schlecht erzogen.“

Herr Märtyrer: „Ich bin schon in ärztlicher Behandlung wegen euch. Ihr seid böse Kinder. Ihr macht mich krank.“

Mr. Right: „Ich fühle mich frustriert, wenn ihr ununterbrochen im Unterricht redet.“ (Er sagt nichts Persönliches gegen die Schüler)

 

Ein Lehrer spricht mit einem Kollegen. Tim kommt und unterbricht: „Darf ich …?“

Herr Spitzname: „Du bist ein Analphabet. Siehst du nicht, dass wir gerade reden?“

Herr Philosoph: „Warum unterbrichst du mich? Würde es dir gefallen, wenn ich dich unterbreche? Wo sind deine Manieren?“

Mr. Right: „Tim, es stört mich, wenn ich unterbrochen werde.“ (Er drückt seine Gefühle aus.)

 

Schreiben

Die Schüler vergessen ständig, die Namen und das Datum auf ihre Papiere zu schreiben.

Mr. Right: schreibt deutlich an die Wandtafel: „Namen und Datum bitte! Danke!“

 

Grenzen setzen, ohne autoritär zu sein

Herr Feldwebel: „Tim, du hast Dan geschlagen. Deshalb werde ich dich jetzt schlagen.“

Herr Streng: „Tim, du schreibst 100mal ‚Ich darf meine Freunde nicht schlagen.‘“

Tim: „Es ist also in Ordnung, wenn der Lehrer mich schlägt. Es ist aber nicht in Ordnung, wenn ich schlage, es sei denn, dass ich der Boss bin. So ist es.“

Anmerkung: Ein bestraftes Kind glaubt, es sei unwürdig. Es verliert sein Gesicht, seinen Stolz und seine Würde. Kinder haben Angst, sie werden bestraft werden, wenn sie die Wahrheit sprechen. Sie werden klein gemacht und als gemein und rücksichtslos betrachtet werden. Deshalb lügen sie oft.

 

Tim zerreißt die Seiten des Heftes von Dan.

Herr Streng: „Wer hat Dans Heft zerrissen?“

Tim: „Ich.“

Ein Kind fürchtet die nächste Frage: „Warum hast du das getan?“
Es kann keine Antwort auf die Frage „Warum?“ formulieren.

Mr. Right: „Dan ist traurig, weil jemand die Seiten seines Heftes zerrissen hat.“ (Er schildert die Situation). „In Zukunft, wenn jemand Papier braucht, kann er es mir sagen, und ich werde es ihm geben.“ (Er gibt eine klare Anweisung).

 

Die Würde nicht verletzen

Bei disziplinären Problemen ist es wesentlich, dass die Maßnahme immer sowohl die Würde des Lehrers als auch die Würde des Schülers schützt. Keiner darf sein Gesicht verlieren. Falls dies nicht zu vermeiden ist, wählen Sie eine andere Maßnahme.

 

Tim hatte sein Skript nicht mit zur Theaterprobe gebracht. Den Text konnte er nicht auswendig.

Herr Streng: „Das geht nicht. Du kannst an der Aufführung nicht teilnehmen.“

Tim: „Bitte geben Sie mir noch eine Chance.“

Herr Streng: „Nein. Zu spät. Für dich gibt es keine Aufführung mehr.“

 

Rat geben

Mr. Right: (versucht, hilfsbereit zu sein) „Du kannst den Text lernen, wenn du Freizeit hast. Vielleicht kannst du ja eine Weile auf andere Dinge verzichten, damit du Gelegenheit zum Auswendiglernen des Textes hast.“

 

Die eigenen Erwartungen formulieren

Tim lernt seinen Text immer noch nicht.

Mr. Right: „Du hattest versprochen, den Text auswendig zu lernen. Ich erwarte, dass du deine Zusage hältst.“

 

Die eigene Mißbilligung ausdrücken

Tim hat den Text immer noch nicht gelernt.

Mr. Right: „Ich bin irritiert. Wir können nicht weiter proben, wenn du nicht vorbereitet bist. Das verärgert mich.“

Tim: „Ich hatte keine Zeit, bitte geben Sie mir noch eine Chance.“

 

Alternativen anbieten

Tim lernt seinen Text nicht.

Mr. Right: „Du kannst bis zur nächsten Probe deinen Text lernen oder du kannst die Rolle einem anderen Schüler abgeben, wenn du möchtest.“

Tim: „Ich möchte selbst mitspielen. Ich werde den Text lernen.“

 

Die Folgen des Handelns erfahren lassen

Tim hat seinen Text noch nicht gelernt.

Mr. Right: „Wir haben nur noch wenige Wochen Zeit. Dan wird deine Rolle spielen.“

Tim: „Bitte geben Sie mir noch eine Chance. Ich verspreche …“

Mr. Right: „Ich muss sicher sein, dass alle Teilnehmer vorbereitet sind. Wir haben nur diesen Monat Zeit.“

Tim: „Bitte, ich werde lernen. Es würde mir so große Freude machen, mitzuspielen.“

Mr. Right: „Im Herbst und Winter werden wir das Stück noch einmal spielen. Dann kannst du mitspielen.“

Tim: „Schade, dass ich nicht rechtzeitig gelernt habe.“

 

Leugnen Sie die Gefühle der Kinder nicht

Tim: „Dieses Buch ist uninteressant.“

Herr Verleugner: „Doch, das Buch ist interessant.“

 

Tim: „Lesen macht mir keinen Spaß.“

Herr Verleugner: „Doch macht es dir Spaß.“

Mr. Right: (formuliert Tims Gefühle in Worten.) „Etwas im Buch gefällt dir nicht.“

 

Tim: „Ja. Dieser Gronky ist dumm.“

Mr. Right: „Gronky interessiert dich nicht.“

 

Tim: „Ich möchte lieber Shakespeare lesen.“

Mr. Right: Klassische Literatur interessiert dich.“

Tim: „Ja. Nachdem ich dieses Buch hier gelesen habe, gehe ich in die Bibliothek, Shakespeare holen.“

 

Die Gefühle der Kinder annehmen

Sie nehmen die Gefühle der Kinder an, indem Sie „Ach so“, „Aaaah“, „Ich kann mir vorstellen, wie du dich fühlst“, „Ich verstehe deinen Kummer“, …. sagen, anstatt den Schüler zu beschimpfen.

 

Tim verliert sein Buch.

Herr Schimpf: „Schon wieder! Du bist zerstreut. Du musst auf deine Sachen besser aufpassen!“

Tim: „Ich habe mein Buch verloren.“

Mr. Right: „Ooh.“

Tim: „Ich war auf dem Sportplatz, als ich merkte, dass das Buch fehlte.“

Mr. Right:: „Schade!“

Tim: „Das Buch gehört Dan. Er wird sauer auf mich sein.“

Mr. Right: „Hm-hmm.“

Tim: „Ich gehe zu Jim und sehe, ob das Buch dort ist.“

Mr. Right: „Gut. Viel Glück.“

Hören Sie den Kummer der Kinder mit Mitgefühl und Interesse an. Das Kind denkt dann an das Problem (frei von Schuldgefühl und Beschuldigungen durch den Lehrer) und es löst das Problem selbst.

 

Stoppen Sie Benehmen, das nicht akzeptabel ist

Tim spielt mit dem Ball im Klassenzimmer.

Herr Feldwebel: „Tim, hör sofort mit Ballspielen im Klassenzimmer auf. Ich habe dir schon x-mal gesagt, dass du hier nicht spielen sollst.“

Mr. Right: „Tim, du spielst sehr gerne Ball. Aber es gibt hier eine Regel, die eingehalten werden muss. Du darfst nicht im Klassenzimmer spielen. Du kannst in der Pause draußen auf dem Sportplatz spielen.“

Herr Right anerkennt Tims Gefühle. Gleichzeitig verbietet er das Spiel im Klassenzimmer.

 

Aber funktioniert das in der Praxis?

Wenn Sie in einer Wüste eine Oase suchen, es aber immer heißer wird, und Sie treffen einen Beduinen, der Ihnen die richtige Richtung zeigt, wird es dann sofort kühler? Nein, trotzdem Sie in die richtige Richtung gehen, wird es erst mit der Zeit kühler. Es dauert. Aber auf jeden Fall wird es mit der Zeit kühler und kühler.

In der selben Weise wird auch Ihr Erfolg sich nicht sofort einstellen, aber mit der Zeit und der Ausdauer wird er sich einstellen.

 

Geduld haben!

Die Schüler versuchen, eine Rede vor der Klasse zu halten. Tim verweigert, vor der Klasse zu sprechen.

Herr Hoffnung versucht, die Technik „Alternativen anbieten“ anzuwenden.

Herr Hoffnung: „Tim, nächste Woche bist du an der Reihe. Du hältst eine Rede vor der Klasse.“

Tim: „Ich? Nie!“

 

Herr Hoffnung: (bietet Alternativen an): „Tim, entweder hältst du die Rede oder du spielst nicht in der Fußballmannschaft.“

Tim empfindet die Alternative als Bedrohung und sagt: „Nein!“

 

Herr Hoffnung versucht noch einmal: „Tim, hör genau zu. Übe deine Rede zu Hause vor dem Spiegel oder mit dem Kassettenrecorder, OK?“

Tim: „Nein!“

 

Herr Hoffnung war autoritär. Jetzt versucht er, die vorgeschlagenen Techniken pro forma anzuwenden. Sein Herz jedoch ist nicht dabei.

Man muss zunächst das Prinzip der Techniken (Verständnis, Gefühle anerkennen etc.) verstehen, und dann flexibel und situations- und auf den anderen individuellen Menschen bezogen in der Anwendung sein, nicht etwa starr den Buchstaben folgen.

 

Herr Hoffnung versucht nochmals in einem freundlichen Ton zu sprechen: „Tim, praktiziere deine Rede vor dem Spiegel oder mit dem Kassettenrecorder.“

Tim: „Nein!“

 

Schon wieder kein Erfolg! Der Ton war richtig? Was fehlte?

Herr Hoffnung hatte die Gefühle von Tim nicht berücksichtigt.

Herr Hoffnung: (freundlicher Ton, anerkennt zuerst die Gefühle von Tim und bietet dann eine hilfreiche Alternative an) „Ich weiß, dass sogar erfahrene Redner Angst haben, wenn sie aufgefordert werden, vor einem Publikum zu reden. Jedermann würde nervös sein in einer solchen Situation. Aber du kannst versuchen, deine Angst zu überwinden. Würdest du sicherer auftreten, wenn du entweder vor dem Spiegel übst oder mit einem Kassettenrecorder?“

Tim: „Ich werde versuchen, meine Rede mit dem Kassettenrecorder aufzuzeichnen.“

Der Tonfall und die hinter dem Tonfall stehende Botschaft sind entscheidend!

 

Tim unterbricht den Lehrer als er mit einem Kollegen spricht.

Herr Hoffnung: (er gibt eine sachliche Mitteilung) „Ich verliere den Faden, wenn ich unterbrochen werde.“ Sein Tonfall aber sagte: “Schon wieder. Du bist unverbesserlich!“

Sie können eine von vielen Techniken wählen.

Mr. Right: (gibt seine Gefühle bekannt) „Ich bin irritiert, wenn ich unterbrochen werde.“

Mr. Right: (beschreibt das Problem) „Ich bin unterbrochen worden.“

Mr. Right (bietet Alternativen an) „Tim, du kannst einige Minuten warten – ich bin gleich fertig – oder du kannst mir eine Notiz mit deiner Frage ins Fach legen.“

 

Der Lehrer stellt Fragen. Mehrere Schüler antworten gleichzeitig.

Herr Streng: „Zum letzten Mal: Meldet euch, wenn ihr drankommen wollt!“

 

Was ist die richtige Lösung für dieses Problem?
Es gibt nicht nur eine richtige Lösung. Hier sind sieben von vielen Möglichkeiten, richtig zu handeln. Wählen Sie eine von diesen Techniken.

 

Mr. Right schildert das Problem.

„Ihr meldet euch nicht.“

 

Mr. Right bietet Alternativen an.

„Wenn ihr antworten möchtet, hebt entweder die rechte oder die linke Hand.“

 

Mr. Right beschreibt seine Gefühle.

„Wenn alle zur gleichen Zeit antworten, bin ich ganz irritiert.“

 

Mr. Right lenkt die Achtsamkeit durch wenige Worte.

„Bitte melden.“

 

Mr. Right benutzt eine Geste.

Er hebt selbst die Hand, um zu zeigen, dass die Schüler sich melden sollen.

 

Mr. Right gibt eine sachliche Mitteilung.

„Wenn alle durcheinander antworten, kann niemand etwas verstehen.“

 

Mr. Right schreibt

Herr Right schreibt an die Tafel: ‚Liebe Schüler, wenn ihr etwas antworten oder fragen möchtet, bitte meldet euch!‘

 

Problem: Die Kinder benutzen Smartphones in der Klasse.

Herr Feldwebel: „Zum Donnerwetter! Smartphones gibt’s nicht in der Klasse, klar?“

 

Mr. Right beschreibt das Problem

„Wenn ihr telefoniert während des Unterrichts, könnt ihr euch nicht konzentrieren.“

 

Mr. Right bietet Alternativen an.

„Ihr könnte das Handy zu Hause lassen oder es während des Unterrichts abschalten und in der Pause telefonieren.“

 

Mr. Right drückt seine Gefühle aus.

„Ich bin frustriert, wenn mein Unterricht, auf den ich mich sorgfältig vorbereitet habe, gestört wird.“

 

Mr. Right lenkt die Aufmerksamkeit der Schüler durch wenige Worte.

„Handys ausschalten!“

 

Mr. Right macht eine sachliche Mitteilung.

„Manche Schüler können sich nicht konzentrieren, wenn das Handy klingelt.“

 

Mr. Right schreibt an die Tafel.

‚Liebe Schüler, bitte lasst mich während des Unterrichts ausgeschaltet. Danke. Euer Freund Handy!‘

 

Zusammenfassung

Lassen Sie die Kinder aus ihren Fehlern lernen.
  • Schaffen Sie ein das Selbstwertgefühl aufbauendes Milieu.
  • Vermeiden Sie, den Kindern das Gefühl zu geben, dass sie nur dann respektiert werden, wenn sie sich richtig verhalten.

 

Akzeptieren Sie die Gefühle der Kinder.

 

Gestehen Sie Ihre Fehler ein.
  • Das Problem schildern. Nicht Befehle geben!
  • Geben Sie sachliche Mitteilungen.
  • Alternativen anbieten
  • Eine Geste benutzen
  • Die Achtsamkeit mit einem oder wenigen Worten lenken
  • Die eigenen Gefühle mitteilen
  • Schreiben
  • Die Würde nicht verletzen
  • Rat geben
  • Die eigenen Erwartungen formulieren
  • Die eigene Mißbilligung ausdrücken
  • Alternativen anbieten
  • Die Folgen des Handelns erfahren lassen
  • Verleugnen Sie die Gefühle der Kinder nicht
  • Die Gefühle der Schüler annehmen
  • Stoppen Sie Benehmen, das nicht akzeptabel ist
  • Geduld haben!
  • Der Tonfall und die hinter dem Tonfall stehende Botschaft ist entscheidend!