„Du sollst den Nächsten lieben wie Dich selbst“
Zuhörer: „Na ja, aber sich selbst zu lieben heißt doch immer, dass man egozentrisch, rücksichtslos und unsozial ist. Das sind keine guten Eigenschaften. Wie kann Gott das wollen?“
Pedro de Souza: „Die Definition ist falsch. All das, was Du sagtest, ist nicht das, was mit göttlicher Selbstliebe gemeint ist.“
Zuhörer: „Dann verstehe ich nicht, was du meinst.“
Pedro de Souza: „Wenn Du jemand anderen liebst, was verbindest du dann damit?“
Zuhörer: „Er ist mir sehr wichtig, ich sorge für ihn, ich bin an ihm interessiert. Ich kümmere mich um seine Bedürfnisse. Ich nehme ihn ernst. Ich kritisiere ihn nicht. Ich baue ihn auf. Ich fördere ihn in all seinen Interessen. Es ist mir wichtig, dass er glücklich ist.“
Pedro de Souza:: „Gut, und das gleiche gilt für die Liebe zu dir selbst.“
Zuhörer: „Soll ich mir gegenüber nicht kritisch sein? Alle sagen, selbstkritische Menschen seien angenehm.“
Pedro de Souza: „Ja, kritisch in bezug darauf, wo du genau diese Fürsorge für dich selbst nicht wahrnimmst.“
Zuhörer: „Was meinst du damit?“
Pedro de Souza: „Angenommen, du treibst gerne ein wenig Sport. Aber du trainierst nur da, wo andere dich nicht sehen können. Warum könntest du das tun?“
Zuhörer: „Keine Ahnung.“
Pedro de Souza: „Es wäre möglich, dass du dich nicht der Kritik anderer aussetzen willst.“
Zuhörer: „Stimmt. Andere kritisieren gerne an mir herum, und das mag ich nicht, also gehe ich ihnen aus dem Weg.“
Pedro de Souza: „Aber wenn du einsam weit weg von anderen trainierst, bist du auch nicht glücklich. Warum? Weil dein ärgster Kritiker nicht die anderen sind. Du selbst nörgelst an dir herum. Du selbst fühlst dich nicht sportlich genug. Du selbst vergleichst deine Leistung ständig mit der Leistung anderer. So kannst du hingehen wo du willst, sogar in die Wüste oder ins Gebirge. Wenn du dich selbst nicht liebst, kannst du dem ärgsten Kritiker nicht aus dem Weg gehen.“
Zuhörer: „Möglicherweise würden andere mich gar nicht so hart kritisieren, wie ich selbst es tue. Vielleicht unterstelle ich ihnen die Kritik, die ich mir selbst gebe. Oh je.
Pedro de Souza: „Jetzt siehst du, wie wichtig die Selbstliebe ist.“
Zuhörer: „Aber warum sind die selbstkritischen Menschen von den anderen so sehr anerkannt?“
Pedro de Souza: „Weil die anderen wiederum sich nicht vor ihnen fürchten müssen. Die anderen haben Angst vor selbstliebenden Menschen, denn diese haben eine gewaltige positive Ausstrahlung, ein Charisma. Die Menschen, die wenig Selbstwertgefühl haben, sehen an diesen Menschen das, was sie selbst nicht erreicht haben und fürchten sich vor ihnen. Für sie ist es einfacher mit selbstkritischen Menschen umzugehen.
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.